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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Einleitung<br />

Einleitung<br />

„Ein 36-jähriger Patient leidet seit ca. 1 Jahr unter anfallsweise auftretenden Herz-Kreislauf-<br />

Beschwerden, bei denen im Mittelpunkt Herzjagen, Schwächegefühle und Schweißausbrüche<br />

stehen. Begleitet werden diese Beschwerden von einem intensiven Gefühl der Todesangst. Der<br />

Patient, er ist von Beruf Bankkaufmann, schildert seine Lebenssituation, vor allem seine beruf-<br />

liche Situation <strong>als</strong> außerordentlich belastend. Er sei aus beruflichen Gründen häufig gezwungen,<br />

Überstunden zu machen und dann noch Arbeit mit nach Hause zu nehmen. Seine Frau, die zwar<br />

sehr verständnisvoll sei, habe ihm des öfteren Vorwürfe gemacht. Durch die Überlastung sei er<br />

insges<strong>am</strong>t sehr reizbar, wenn seine Kinder nicht sofort gehorchten oder in der Schule<br />

Schwierigkeiten hätten. Zu einem erstem »Herzanfall«, der zu seiner Einweisung in das örtliche<br />

Kreiskrankenhaus führte, k<strong>am</strong> es, nachdem er nach einem intensiven Arbeitstag abends auf einer<br />

Veranstaltung eine Rede habe halten müssen. Als er anschließend in der Nacht nach Hause ge-<br />

kommen sei, habe ihm seine Frau Vorhaltungen gemacht. Etwas später sei er dann im Bade-<br />

zimmer zus<strong>am</strong>mengebrochen, ohne jedoch bewußtlos zu sein, er habe intensive Todesangst ver-<br />

spürt, Herzjagen, Schwäche, Schweißausbrüche usw. Der von der Ehefrau herbeigerufene Haus-<br />

arzt veranlaßte die sofortige Einweisung in das örtliche Kreiskrankenhaus, wo die Diagnose eines<br />

Herzinfarktes gestellt wurde. Bemerkenswert dabei ist, daß der genannte Hausarzt, mit dem der<br />

Patient befreundet ist, ihm wenige Tage vorher in bezug auf sein berufliches Verhalten Vorwürfe<br />

gemacht und geäußert hatte, wenn er so weitermache, würde es zwangsläufig zu einem Herz-<br />

infarkt kommen. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus konnte er sich in seinem beruf-<br />

lichen Verhalten nicht ändern, er habe voll wieder einsteigen müssen, vor allem, nachdem durch<br />

seine Krankheit größere Mengen von Arbeit liegengeblieben seien. Nachdem es etwa ein halbes<br />

Jahr später zu einem erneuten »Herzanfall« gekommen war, wurden erneut extensive<br />

kardiologische Untersuchungen vorgenommen. Diese erbrachten keinen Anhaltspunkt für das<br />

Vorliegen eines durchgemachten Herzinfarktes. So sprachen auch die vom Patienten im Zu-<br />

s<strong>am</strong>menhang mit seinem ersten »Herzinfarkt« geschilderten Beschwerden nicht für das Vor-<br />

liegen eines solchen. Genau befragt gab der Patient dann später an, er habe ähnliche Beschwer-<br />

den, wenn auch in geringerer Intensität, schon seit längerer Zeit vor seinem ersten »Herzinfarkt«<br />

gehabt, und zwar immer dann, wenn er öffentlich habe sprechen müssen. Er habe vor solchen<br />

Situationen intensive Angst gehabt, habe ihnen jedoch nicht ausweichen können, da seine<br />

berufliche Position derartige Reden notwendig machte. Er habe d<strong>am</strong><strong>als</strong> jedoch das Gefühl von<br />

Herzklopfen und Herzjagen, verbunden mit Mundtrockenheit und starkem Schwitzen, auf die<br />

Angst zurückgeführt und nicht das Gefühl gehabt, er sei in irgendeiner Form »herzkrank«. Dieses<br />

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