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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Interpretationen des gewonnenen Datenmateri<strong>als</strong> – Ergebnisse des Forschungsprojekts…<br />

Interview 11 mit Herrn L<br />

Sport, habe dann versucht Jogging zu machen habe dann aber ... nach fünf Minuten hat das<br />

Herz voll geklopft, da weiß ich halt auch nicht das ist vielleicht etwas wo ein normaler Mensch<br />

oder was heißt normaler Mensch: jemand der keine Probleme hat überhaupt nicht darauf achtet,<br />

... aber ich war halt total: ich war auch immer so ... Puls messen, `wie ist denn gerade mein<br />

Puls?´ und immer so `läuft alles ruhig?´ und `schlägt das Herz gleichmäßig?´ <strong>als</strong>o immer so<br />

bedacht: auf mein Herz, habe ich natürlich dann beim Joggen nach einem halben Jahr ohne<br />

Sport und vielleicht mit ein wenig Schwächung durch ein Virus war ich halt nach ein paar<br />

Schritten richtig außer Atem, ... dass ich ... dann gleich wieder aufgehört habe, ...“. 1778<br />

Diese ständige Beschäftigung mit den eigenen Körperfunktionen in der akuten Krankheitsphase<br />

des Herrn L erhöht die Verständlichkeit des sozialen Rückzuges des Patienten.<br />

Beachtet man alle diese negativen Auswirkungen auf und Einschränkungen im Leben des<br />

Patienten, erscheint es verblüffend, wie sich die Symptomatik auf die aktuelle Lebensführung<br />

zum Zeitpunkt des Interviews auswirkt beziehungsweise wie sehr sich das Befinden von Herrn L<br />

gebessert hat. Herr L sagt hierzu: „... <strong>als</strong>o ich lasse mich gar nicht mehr davon beeinflussen es ist<br />

eben so dass ich ... auch da eine Ärztin kennen gelernt habe bei Predia ... <strong>als</strong>o die macht mir<br />

einen solchen Eindruck <strong>als</strong> ob sie sich da eben auskennt, und vorher die Ärzte die haben alle zu<br />

mir gesagt `ja Ihre Blutwerte sind normal da kann eigentlich nichts mehr sein!´ ... so `gehen Sie<br />

zum Psychiater!´ so gleich so direkt `das bilden Sie sich ein.´ und deshalb lasse ich mich jetzt<br />

insofern: weil eben diese Ärztin mir gesagt hat ich soll ich muss halt step by step anfangen jetzt<br />

mit dem Sport aber schon so an die Leistungsfähigkeit aber ich darf jetzt keine Angst bekommen<br />

wenn es noch nicht so schnell geht ich muss jetzt einfach auch ein bisschen d<strong>am</strong>it ... leben dass<br />

es jetzt so ist, und deshalb lasse ich mich insofern schon noch in meinem Leben einschränken<br />

dass ich jetzt nicht zwei Stunden Fußball spiele oder auch nicht, <strong>als</strong>o manche Sachen halt nicht:<br />

mache aber ich mache: einfach Sport wieder und ich spiele halt eine halbe Stunde Fußball und<br />

wenn ich merke es geht nicht dann höre ich eben auf, oder ich gehe abends weg und anstatt bis<br />

vier Uhr frühs eben bis eins oder so!“ 1779<br />

Im Bereich des Sports wagt sich Herr L <strong>als</strong>o langs<strong>am</strong> wieder an Aktivitäten heran. Auch andere<br />

Tätigkeiten, die in der Akutphase der Angst unmöglich waren, etwa der Besuch eines Kino-<br />

1778 Interview 11, S. 11<br />

1779 Interview 11, S. 13

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