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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Interpretationen des gewonnenen Datenmateri<strong>als</strong> – Ergebnisse des Forschungsprojekts…<br />

Interview 11 mit Herrn L<br />

und wir sind an der anderen Ecke irgendwo in einem Geschäft im dritten Stock ... das alles war<br />

einfach alles mit Stress verbunden für mich, ...“. 1774<br />

Die für die Herzneurose häufig typische agora- und sozialphobische Tendenz wirkt sich demnach<br />

zeitweise äußerst einschränkend auf die Freizeitgestaltung des Patienten aus. Offensichtlich<br />

leidet auch die Freundschaftspflege des Herrn L unter dieser Tendenz: „... eben auch so Freizeit-<br />

aktivitäten und wie gesagt auch mit Freunden hat sich der Kontakt dann hauptsächlich ... auf<br />

das Telefonieren beschränkt, ...“. 1775<br />

Die Auswirkungen dieser Kontaktreduktion beschreibt Herr L folgendermaßen: „... <strong>als</strong>o ich habe<br />

... zwei drei Freunde <strong>als</strong>o ich habe ... einen größeren Freundeskreis Bekanntenkreis und zwei drei<br />

gute Freunde mit denen ich über Dinge spreche und ... denen habe ich das gesagt dass ich ... ein<br />

Antidepressivum nehme und dass ich da echt total durch den Wind bin, überhaupt nicht mehr<br />

weiß woher kommt was und ich nicht mehr weggehen kann weil mir alles Sorgen macht und ich<br />

weiß nicht die haben eigentlich nicht viel mir da helfen können, ... die haben halt gesagt ja: das<br />

können sie gut verstehen das ist schon alleine wenn man überhaupt einfach nur vier Monate nur<br />

zu Hause ist und dann wieder irgendwo hingehen will dann ... ist es klar dass man eigentlich voll<br />

aus dem Lebens- aus diesem Leben draußen ist was für andere Leute normal ist - - und die<br />

haben das halt verstanden und haben mich dann besucht und haben gesagt `ja komm doch<br />

einmal da mit und machen wir einmal kurz das oder spielen wir einmal Playstation oder<br />

unterhalten uns einfach so oder trinken nur ein Bier und gehen dann wieder!´ ... und so in der<br />

Richtung war das ... es war jetzt ... keine so große problematische Sache gewesen, ...“. 1776<br />

Die Reaktion des Freundeskreises besteht <strong>als</strong>o sowohl in dem Versuch, Herrn L verstehen zu<br />

können <strong>als</strong> auch in dem Versuch, ihm trotz einer gewissen Hilflosigkeit mit bestimmten<br />

Maßnahmen helfen zu wollen. Und obwohl der Patient angibt, dass seine <strong>Erkrankung</strong> im<br />

Freundeskreis ‚keine große Sache‘ gewesen sei, gibt er doch zu, dass sich Kontakte nicht in der<br />

Ges<strong>am</strong>tmenge, jedoch in der Häufigkeit der Treffen durch die Herzangst reduziert hätten. 1777 Ver-<br />

ständlich wird diese Auswirkung durch eine Selbstbeschreibung des Verhaltens von Herrn L in<br />

Bezug auf seine Ängstlichkeit im Bereich der Freizeit, nachdem er seine sportlichen Aktivitäten<br />

wieder aufnehmen wollte: „und dann habe ich gedacht ich muss auch wieder anfangen mit<br />

1774 Interview 11, S. 7<br />

1775 Interview 11, S. 9<br />

1776 Interview 11, S. 18 f<br />

1777 vgl. Interview 11, S. 19<br />

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