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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Interpretationen des gewonnenen Datenmateri<strong>als</strong> – Ergebnisse des Forschungsprojekts…<br />

Interview 10 mit Frau K<br />

vor dem aktuellen Zustand war, um bestimmten Aktivitäten nachgehen zu können: 1746 „bisschen<br />

in den Garten, bisschen Haushalt, ... dass ich mich tagsüber beschäftigen kann; ich habe ja auch<br />

Phasen wo ich tagsüber dagehangen bin wo ich gewusst habe `ach du hast so: eine Menge zu<br />

machen: aber du kommst nicht zurecht!´ ... ich bin aber auch nicht aufgestanden und habe<br />

etwas gemacht, ich habe mich einfach ... ich war so energielos dass ich gar nicht aufgestanden<br />

bin, und dann kommen die langen Tage - - und die Schuldgefühle `du könntest eigentlich wenn<br />

du wolltest aber warum willst du nicht?´ ... weil die Psychologen haben mir immer erklärt dass<br />

ich ein genauer Mensch war das stimmt auch ich habe alles so genau gebraucht, ordentlich:<br />

<strong>als</strong>o nicht ein Putzfimmel aber es musste alles seine Ordnung haben; und ... danach ging das<br />

einfach nicht mehr so es ging alles so halbherzig, und dann k<strong>am</strong> eine Blockade und ich habe gar<br />

nichts mehr gemacht weil das haben mir die Psychologen erklärt. ... <strong>als</strong>o ich habe das dann alles<br />

wieder so ein bisschen in die Reihe g-; und da: war ich <strong>als</strong>o es war für mich der größte Gewinn<br />

... das zu schaffen tagsüber ... zu arbeiten und auszuruhen im Wechsel: und <strong>am</strong> Tag gewusst<br />

habe ich habe etwas gemacht!“ 1747<br />

Die Herzangst der Patientin hat sich auf deren Zukunftsplanung sowie deren Zukunftswünsche<br />

<strong>als</strong>o derartig ausgewirkt, dass sich Frau K nichts sehnlicher wünscht, <strong>als</strong> ihren Beitrag für die<br />

F<strong>am</strong>ilie zu leisten und ihrem Mann nicht sämtliche Arbeiten übertragen zu müssen. Frau K<br />

möchte in Zukunft wieder mehr leisten können, um stolz auf sich zu sein. 1748<br />

Im Transkript des Interviews finden sich zwar keine Hinweise dafür, dass sich Frau K vor ihrer<br />

<strong>Erkrankung</strong> etwas anderes für ihre Zukunft gewünscht hätte, aus der Erfahrung des Interpreten<br />

jedoch kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unterstellen, dass es andere<br />

Wünsche und Pläne gegeben hat. Die Herzangst wirkt aber bei nahezu allen Patienten derartig<br />

überwältigend, dass der größte Wunsch für die Zukunft oft ‚nur noch‘ ein solch basaler ist. In-<br />

sofern wirkt sich die Herzneurose fast immer auf die Zukunftsplanung der Patienten aus.<br />

In diesem Kontext ist der Krankheitsgewinn zu nennen, der häufig in unmittelbarem Zus<strong>am</strong>men-<br />

hang mit der Zukunftsplanung steht, weil der Gewinn im Sinne eines Profitierens häufig in einer<br />

für den Patienten deutlich spürbaren Freude über die ‚kleinen Dingen des Lebens‘ besteht.<br />

1746 vgl. Interview 10, S. 33<br />

1747 Interview 10, S. 33 f<br />

1748 vgl. Interview 10, S. 34

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