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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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5.10 Interview 10 mit Frau K<br />

412<br />

Interpretationen des gewonnenen Datenmateri<strong>als</strong> – Ergebnisse des Forschungsprojekts…<br />

Interview 10 mit Frau K<br />

Frau K ist zum Zeitpunkt des Interviews 55 Jahre alt und lebt mit ihrem Ehemann in erster Ehe<br />

zus<strong>am</strong>men – das Ehepaar hat einen gemeins<strong>am</strong>en siebzehnjährigen Sohn, zu dem die Patientin<br />

ein enges Verhältnis hat.<br />

Frau K, die sich bei der Datenerhebung bereits im Ruhestand befindet, berichtet über ihre<br />

ängstliche Grundpersönlichkeit, die sie bereits seit ihrer Kindheit begleitet. Diese eskaliert im<br />

Jahr 2000 in einer ersten nächtlichen Panikattacke, die unter dem Verdacht eines Herzinfarktes<br />

zur Einlieferung in ein Krankenhaus führt. Seit diesem ersten Angstanfall wird die Patientin<br />

immer wieder von derartigen Geschehnissen heimgesucht.<br />

Frau K leidet an einer Herzneurose und ist für die vorliegende Studie geeignet. 1703<br />

Frau K berichtet in interessanter Weise über ihr Leben mit den Auswirkungen der Herzneurose.<br />

Bei Frau K handelt es sich um eine Patientin, welche die Auswirkungen ihrer Herzneurose zwar<br />

<strong>als</strong> einschränkend wahrnimmt, gleichzeitig erweckt sie aber den Eindruck, dass sie diese<br />

biographischen Auswirkungen vergleichsweise gut annehmen kann. Diese Tatsache resultiert<br />

nach Meinung des Interpreten aus dem Umstand, dass Frau K seit ihrer Kindheit eine ängstliche<br />

Persönlichkeit ist – die erste nächtliche Panikattacke im Sinne eines sympathikovasalen Anfalles<br />

erscheint in diesem Zus<strong>am</strong>menhang <strong>als</strong> ‚Höhepunkt‘ innerhalb der Entwicklung der Angst-<br />

persönlichkeit von Frau K. Daher steht in diesem Fall weniger die Frage im Vordergrund, was die<br />

Krankheit aus dem Leben der Patientin gemacht hat – hier zeigen sich nämlich die für<br />

Herzneurotiker typischen Tendenzen des Angst- und Vermeidungsverhaltens. Vielmehr entsteht<br />

der Ges<strong>am</strong>teindruck, dass sich Frau K aufgrund ihrer ‚Angstgewöhnung‘ subjektiv nicht<br />

übermächtig in ihrer Lebensführung beschnitten fühlt – das (bisherige) Leben der Patientin<br />

scheint ihr eher dabei zu helfen, die ‚neu entstandene‘ Angst zu akzeptieren und in ihre<br />

Lebensführung zu integrieren, weil es kein Leben ‚vor‘ beziehungsweise ‚nach‘ dem ersten<br />

Panikanfall im Sinne vieler anderer Patienten gibt, denn Angst ist ein ständiger Begleiter von<br />

Frau K seit ihrer Kindheit. Hinzu kommt der Umstand, dass Frau K ihre Angst sowie ihr Leiden<br />

insges<strong>am</strong>t innerhalb der Erzählung immer wieder mit somatischen <strong>Erkrankung</strong>en in Verbindung<br />

bringt – diese Tatsache hat die Interpretation deswegen erschwert, weil nicht immer deutlich<br />

1703 weitere Daten zur An<strong>am</strong>nese sind im Anhang aufgeführt

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