Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

400
Interpretationen des gewonnenen Datenmaterials – Ergebnisse des Forschungsprojekts…
Interview 9 mit Herrn J
Bezüglich des Beginns der Erkrankung sagt Herr J aus, dass er bereits seit seinem 17. Lebensjahr
Herzsensationen verspüre, die ihm aber zu dieser Zeit noch als normal erscheinen: „wissen Sie
das brauche ich Ihnen nicht zu erklären ich meine wenn man sich nicht beobachtet, sicher: ich
habe seit meinem siebzehnten Lebensjahr nach dem Mittagessen immer das Bedürfnis mich ein
bisschen hinzulegen, ... wenn ich ein größeres Essen zu mir nehme muss ich mich hinlegen sonst
habe ich Herzbeschleunigung: gehabt, aber das ist halt so! ... schon 1959: ... hatte ich ... das was
man damals vegetative Dystonie nennt!“ 1651
Herr J verspürt demnach schon in seiner Jugend Herzsensationen, denen er aber damals noch
keine weitere Beachtung schenkt: „aber ich habe es nicht realisiert: und habe gedacht `na ja das
ist: eben: so:´ ... wissen Sie wie wenn einer der schlecht sieht, solange er nicht beim Augenarzt
ist dann ist es eben so! ... es muss ihm erst jemand sagen `du sitzt in der letzten Reihe siehst die
Tafel nicht die anderen sehen sie!´ ... verstehen Sie? das hat mir keiner gesagt auch mein Körper
hat es mir nicht gesagt ...“. 1652
Der Beginn des Leidens hingegen stellt sich erst 1997 ein: 1653 „... 1997 da hatte ich plötzlich
nachts; ... hatte ich plötzlich nachts ... die typischen die typische Arrhythmia absoluta, ich
wusste nicht was das ist weil ich so etwas ja noch nie gehabt habe! ... ich rief an - - beim - - -
bei der Rettung ... es kam der Arzt der sofort den Rettungswagen also bestellt hatte die
Ambulanz und die haben also gesagt ich müsse sofort ins Krankenhaus ich hätte eine
Arrhythmia absoluta, mir war dieser Begriff ja natürlich nicht vertraut, wenn man so etwas noch
nie erlebt hat bei jemandem, Bekannten Verwandten ... ist man damit nicht vertraut, sehen Sie
deswegen habe ich mir all das Zeug hier aufgemalt! ... und ... es war also dann so dass man mich
... ins Krankenhaus transportiert hat ... und ... dann hat man - - - schon; ich war also nicht
transportfähig, hat mir man also dann Medikamente gegeben das müsste man jetzt hier alles
nachlesen! ... sodass ich also ... dann nach *Würzburg kam und ... eigentlich nicht wusste was
mit mir los ist - - und ... dann . . . noch zu meiner Frau gesagt habe `na ja wenn der alte Herr
will dass ich gehe dann gehe ich halt, wenn er mich hier noch gebrauchen kann dann bleibe ich
hier.´ ... ich war also erstaunlich ruhig: also ich hatte keine ... ich hatte also keinerlei Angst
1651 Interview 9, S. 5
1652 Interview 9, S. 6
1653 vgl. Interview 9, S. 2