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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Interpretationen des gewonnenen Datenmateri<strong>als</strong> – Ergebnisse des Forschungsprojekts…<br />

Interview 7 mit Frau G<br />

Diesen Alltag mit ihrer Krankheit beschreibt die Patientin <strong>als</strong> eingeschränkt – sie müsse aber<br />

eben mit dieser Einschränkung leben. 1562<br />

Eine weitere agoraphobische Tendenz mit kardialer Angst ist die Tendenz der Frau G, größere<br />

Plätze nur unter Anstrengung überqueren zu können: „oder wenn ich jetzt über einen freien<br />

Raum will freien Platz dann gehe ich nicht - - äh mittendurch dann gehe ich außen herum weil<br />

ich immer das Gefühl habe wenn ich jetzt mittendurch gehe dann schwanke ich dann werde ich<br />

so taumelig und bekomme solches Herzrasen: ... solange ich über den Platz laufe denke ich nur<br />

an meine Atmung! ... muss mich dann sofort: konzentrieren `jetzt musst du fest durch-<br />

atmen!´“ 1563<br />

Klaustrophobisch hingegen ist die Angst von Frau G, Zimmer mit einer Dachschräge zu betreten<br />

oder gar darin zu schlafen – die Patientin atme bereits beim Betreten dieser Räume f<strong>als</strong>ch und<br />

bekomme keine Luft mehr. 1564<br />

Bestimmte alltägliche Situationen werden demnach von der Patientin gemieden, die Herzangst<br />

schneidet <strong>als</strong>o massiv in die freie Bewegungsfähigkeit der Frau G ein!<br />

Neben diesem Vermeidungsverhalten zeigt Frau G aber auch phobophobische Tendenzen – vor<br />

einer Reise, die sie von der F<strong>am</strong>ilie geschenkt bekommt, lebt sie vier Wochen lang mit Angst vor<br />

dieser Unternehmung – schließlich sagt sie die Reise wegen einer Muskelzerrung ab. 1565 Die Tat-<br />

sache, dass eine Patientin mehrere Wochen vor einer Inlandsreise 1566 Angst vor dieser hat und<br />

sämtliche Gedanken darum kreisen, wie sie diese Unternehmung meistern kann, zeigt deutlich,<br />

wie einschränkend die Herzangst der Patientin ist!<br />

Weitere alltägliche Handlungen der Patientin sind nur unter erschwerten Bedingungen für diese<br />

umsetzbar, wobei hier nach Auffassung des Interpreten nicht eindeutig gesagt werden kann,<br />

wann genau die Behinderung auf die somatische und wann auf die psychische Komponente der<br />

Herzerkrankung zurückzuführen ist – eine bestimmte Antriebsschwäche ist bei endogen depres-<br />

1562 vgl. Interview 7, S. 9<br />

1563 Interview 7, S. 10<br />

1564 vgl. Interview 7, S. 10<br />

1565 vgl. Interview 7, S. 12<br />

1566 im Bereich der Auswirkungen auf die Freizeit wird diese Reise noch thematisiert

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