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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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5.6 Interview 6 mit Frau F<br />

Interpretationen des gewonnenen Datenmateri<strong>als</strong> – Ergebnisse des Forschungsprojekts…<br />

Interview 6 mit Frau F<br />

Frau F ist vierzig Jahre alt und litt seit ihrer Scheidung im Jahre 1992 lange Zeit an Tachykardien<br />

und Todesangst. Die Patientin, die Sachbearbeiterin in einem Architekturbüro ist, beschreibt sich<br />

vor Beginn des Interviews <strong>als</strong> symptomfrei – tatsächlich aber deckt die Befragung, die sich teil-<br />

weise <strong>als</strong> Gespräch zwischen Interviewer und Patientin gestaltet, zahlreiche Ängste in verschie-<br />

denen Lebensbereichen auf, die Frau F bislang nicht bewusst waren, die aufgrund des zeitlichen<br />

Zus<strong>am</strong>menhanges mit den früheren Herzsensationen, vor diesen hatte Frau F keine Ängste, aber<br />

auf diese zurückzuführen sein könnten – Frau F erlebt ihre agora- und klaustrophobischen<br />

Ängste nämlich erst seit den Tachykardien und Todesängsten, die nach ihrer Scheidung erstm<strong>als</strong><br />

aufgetreten sind.<br />

Die Patientin ist mit dem Interviewer befreundet und hat sich freundlicherweise zu einer<br />

Befragung bereit erklärt.<br />

Die Patientin leidet an einer Herzneurose, die allerdings aus ihrer ‚ursprünglichen Form‘ im Sinne<br />

von Herzsensationen und Todesangst in agora- und klaustrophobische Ängste umgeschlagen ist.<br />

Dennoch erscheint Frau F für die vorliegende Untersuchung geeignet, weil sie einige für Herzneurotiker<br />

typische Verhaltensweisen zeigt und in ihrer Lebensführung eingeschränkt ist. 1488<br />

Die Qualität des Interviews mit Frau F besteht nach Auffassung des Interpreten darin, dass die<br />

Patientin im Laufe der Befragung Sachverhalte bemerkt, die ihr bis dahin unbewusst waren. Der<br />

Interviewinhalt besteht im Kern in der Aussage, dass Frau F trotz einer recht guten Lebens-<br />

qualität die für Herzneurotiker typischen Einschränkungen in den verschiedenen Lebensbe-<br />

reichen des Alltags empfindet. Die Patientin scheint ihre Ängste nicht überzubewerten, empfin-<br />

det sie aber dennoch <strong>als</strong> einschränkend.<br />

Zu Beginn und Weiterentwicklung der Herzneurose sagt Frau F, dass die Beschwerden mit der<br />

Scheidung von ihrem Ehemann im Jahre 1992 angefangen hätten: 1489 „... <strong>als</strong>o angefangen hat<br />

das bei mir d<strong>am</strong><strong>als</strong> <strong>als</strong> äh <strong>als</strong> ich mich von meinem Mann getrennt habe, ich bin allein erziehend<br />

mit drei Kindern und ich habe das irgendwie gemerkt das war kurz nachdem er weg war dass ich<br />

nicht jeden Abend aber ... meistens abends wenn die Kinder endlich im Bett waren und ich ein-<br />

1488<br />

weitere Angaben zur An<strong>am</strong>nese lassen ich im Anhang nachlesen<br />

1489<br />

vgl. Interview 6, S. 2<br />

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