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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Interpretationen des gewonnenen Datenmateri<strong>als</strong> – Ergebnisse des Forschungsprojekts…<br />

Interview 4 mit Herrn D<br />

oder ... <strong>als</strong>o und sobald man dann ganz! alleine auf sich gestellt war dass man vor die Türe<br />

gegangen ist und es war keiner mehr da oder sonst etwas war der Angstpegel ich beschreibe das<br />

so der Angstpegel kann bis zur Brust oder er kann bis zur Oberlippe gehen ... der war dann bis<br />

zur Oberlippe gestanden ja?“ 1415<br />

Diese Angst führt im Leben des Patienten im Freizeitbereich dazu, dass er zum Zeitpunkt des<br />

Interviews seit zehn Jahren nicht mehr wie zuvor mit Freunden zus<strong>am</strong>men Wochenendunter-<br />

nehmungen genießen kann, was er selbst <strong>als</strong> große Einschränkung erlebt – er fühlt sich seinen<br />

eigenen Worten nach hier wie ein Dauerkranker, der in seiner Lebensführung immer ein-<br />

geschränkt ist. 1416<br />

Dies führt in der Folge zu einer Reduktion der Freunde des Herrn D, weil sie ihn nicht verstehen<br />

können: „und äh dann gibt es halt von den Freundschaften welche die entfernen sich ein Stück<br />

von dir, die halten dich dann schon für den Verrückten oder so, und dann gibt es natürlich<br />

Freunde die die halten auch zu dir dir halten zu dir! du weißt die halten zu dir aber können es<br />

trotzdem nicht verstehen ... <strong>als</strong>o äh - - <strong>als</strong>o im Prinzip fühlst du dich schon sehr allein gelassen<br />

mit der Situation ..., du verlierst einen Teil von deinen Umfeld weil sie denken sie sind ... die<br />

halten dich auf Deutsch gesagt für bescheuert wenn man es so sagt ja?“ 1417<br />

Und weil Herr D durch seine Angst bedingt im Freundeskreis eine eher unzuverlässige Per-<br />

sönlichkeit zu sein scheint, distanzieren sich auch viele privatfreundschaftliche Beziehungen von<br />

ihm: „... und dann ist ein Wochenende gut ein Wochenende nicht so gut, dann hat man Freunde<br />

man sagt äh man will etwas mit denen unternehmen dann ... ruft man die so ungefähr fünf Mal<br />

hintereinander kurz davor an und sagt `du mir geht es heute nicht so gut ich gehe<br />

wahrscheinlich nicht mit´, dann rufen meine Freunde dann nicht mehr an weil sie sagen `der<br />

sagt sowieso wieder ab´ ...“. 1418<br />

Einzig während des Klinikaufenthaltes über sechs Wochen erfährt Herr D eine Erweiterung<br />

seines sozialen Umfeldes, weil er hier Menschen kennen lernt, die ihn verstehen, da sie sein<br />

Schicksal teilen. 1419<br />

1415 Interview 4, S. 6<br />

1416 vgl. Interview 4, S. 22<br />

1417 Interview 4, S. 23 f<br />

1418 Interview 4, S. 25<br />

1419 vgl. Interview 4, S. 10<br />

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