Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...
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318 Interpretationen des gewonnenen Datenmaterials – Ergebnisse des Forschungsprojekts… Interview 3 mit Frau C operation, die 2002 vorgenommen wird und für kurze Zeit auch Besserung der Symptomatik verschafft. Als nach einiger Zeit die Schmerzen wieder auftreten, wird eine Katheterunter- suchung durchgeführt, eine psychische Mitbetreuung wird aber angeraten, weil unklar ist, woher die Schmerzen nun kommen. An dieser Stelle kommt die für Herzneurotiker typische Laufbahn verschiedener ärztlicher Durchuntersuchungen zur Sprache, weil Frau C beschreibt, von Arzt zu Arzt zu laufen, um Gewissheit über ihre Erkrankung zu erlangen. 1334 Trotz dieser Umstände versucht Frau C, das Beste aus ihrer Erkrankung zu machen, sie integriert die Symptomatiken bestmöglich in ihr Leben. 1335 Im Alltag ist die Patientin deutlich durch ihrer Erkrankung ‚behindert‘, weil hier Angst eine große Rolle spielt: „und natürlich ... wenn man immer diese Beschwerden hat und ... besonders wenn es im Herzbereich ist hat man natürlich immer so irgendwie Angst, ok weil man denkt `ok es ist das letzte Stündchen hat geschlagen!´ obwohl man je länger man dann sagen wir einmal so sich mit der Angst auseinandersetzt dass es dann schon irgendwie auch sagen wir einmal auch so mit psychosomatischer Mitbetreuung kann man über die Angst reden, ich will nicht sagen dass es leichter wird aber man kann besser! sagen wir einmal so mit A- Angst umgehen weil man weiß ok! wenn wieder so etwas kommt man hat also wieder diesen Schmerz in der Herzgegend wo sich dann alles so zusammenzieht! dass äh dass das auch wieder irgendwann vergeht! dass man also nicht irgendwie in Panik geraten soll sondern dass man sich ganz ruhig verhalten soll und ... wenn es schlimmer wird natürlich ... hat man immer irgendwie so schaut man immer irgendwie dass irgendwie ein Telefon! in der Nähe ist oder dass immer dass man immer irgendwie immer unter Leuten ist oder oder irgendwie man ist also immer irgendwie besorgt dass man also irgendwo nah am Telefon ist nah bei Leuten ist, dass man halt nicht zu viel alleine ist weil wenn wirklich etwas passieren würde äh dass jemand da ist, ... obwohl natürlich wenn man andauernd ... sagen wir einmal so immer so auf dem Sprung! lebt ist natürlich auch nicht gerade ... ideale Lebensqualität ok?“ 1336 Diese häufig anzutreffende Tendenz des Herzneurotikers, im Beisein anderer Menschen (im Gegensatz zum Alleinsein) Angstfreiheit oder wenigstens reduzierte Angst zu erleben, 1337 ist bei Frau C somit gegeben, weil sie sich dann sicherer fühlt. Das ‚Leben auf dem Sprung‘ ist im Alltag 1334 vgl. Interview 3, S. 2 f 1335 vgl. Interview 3, S. 3 1336 Interview 3, S. 3 f 1337 im Gegensatz zu jenen Patienten, die andere Menschen aufgrund sozialphobischer Tendenzen meiden
Interpretationen des gewonnenen Datenmaterials – Ergebnisse des Forschungsprojekts… Interview 3 mit Frau C der Patientin zum Normalfall geworden, wobei sie darunter leidet – sie selbst sagt nämlich, dass dies nicht der idealen Lebensqualität entsprechen würde, es wäre ihr wesentlich lieber, gesund zu sein. 1338 Die Lebensqualität ist durch die Herzangst der Patientin nicht nur eingeschränkt – sie gibt sogar an, dass die Krankheit der zentrale Punkt im Leben sei: „und äh - - man muss halt wirklich das Leben also umgestalten und ... immer irgendwie sich danach ... richten! nach dieser Krankheit ... was natürlich sagen wir einmal so im Laufe der Zeit vielleicht etwas einfacher wird weil ... je länger man mit der Krankheit lebt je einfacher wird es ... na ja sich mit dem Umfeld und äh das darauf also wenn sich darauf einzu- (Frau C findet das passende Wort nicht) ... einzustellen und so, ...“. 1339 Hier zeigt sich also einmal, dass Frau C ihr Leben permanent nach der Herzangst ausrichten muss, dass sie es andererseits aber schafft, diese in ihr Leben zu integrieren und bestmöglich zu handhaben. Ihre ständige Auseinandersetzung mit der Angst bringt die Patientin weiterhin dazu, über das Sterben nachzudenken: 1340 „die Angst vor dem Sterben, - - das ist also ... die ist manchmal sehr groß da denkt man ok in meinem Fall `ich bin vierzig Jahre alt, das kann es doch wohl nicht gewesen sein!´ ... ok? man setzt sich auch damit auseinander wie wird das Leben wohl weitergehen wenn man gestorben ist das ist irgendwie das ist verrückt! aber man man denkt sich `ok was ist jetzt wenn ich jetzt sterbe oder so etwas was machen die ... ohne dich?´ oder so oder man man setzt sich sich ja irgendwie hin und denkt darüber nach `ok was könnte ich irgendwie vielleicht aufschreiben damit die das so machen wie du das gerne also haben willst?´ ... das finde ich ich meine auf der einen Seite ist es äh ist es nicht es ist wirklich nicht gesund! ... also das ist irgendwie glaube ich ist es nicht normal! aber auf der anderen Seite wenn man wenn man älter wird oder so etwas oder wenn man vielleicht achtzig ist oder so etwas setzt man sich ja auch damit auseinander aber - - irgendwie das ist nicht fair dass ich schon so in jungen Jahren schon diese Angst! haben muss zu sterben ok? ... und ... manchmal oder sagen wir so noch vor ein paar Monaten hat diese Angst wirklich hat mich also wirklich lahm gelegt also habe ich also wirklich so - - Panik Panikattacken ist vielleicht etwas weiß ich nicht! sagen die Ärzte dass das Panikattacken waren aber dieses ... da hatten da hat man wirklich die Überzeugung dass das ist also das ist jetzt das Ende ... man stirbt! jetzt, ... ok? ... und ... das ist 1338 vgl. Interview 3, S. 4 1339 Interview 3, S. 5 1340 vgl. Interview 3, S. 5 319
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woher die Schmerzen nun kommen. An dieser Stelle kommt die für Herzneurotiker typische<br />
Laufbahn verschiedener ärztlicher Durchuntersuchungen zur Sprache, weil Frau C beschreibt,<br />
von Arzt zu Arzt zu laufen, um Gewissheit über ihre <strong>Erkrankung</strong> zu erlangen. 1334<br />
Trotz dieser Umstände versucht Frau C, das Beste aus ihrer <strong>Erkrankung</strong> zu machen, sie integriert<br />
die Symptomatiken bestmöglich in ihr Leben. 1335<br />
Im Alltag ist die Patientin deutlich durch ihrer <strong>Erkrankung</strong> ‚behindert‘, weil hier Angst eine große<br />
Rolle spielt: „und natürlich ... wenn man immer diese Beschwerden hat und ... besonders wenn es<br />
im Herzbereich ist hat man natürlich immer so irgendwie Angst, ok weil man denkt `ok es ist das<br />
letzte Stündchen hat geschlagen!´ obwohl man je länger man dann sagen wir einmal so sich mit<br />
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psychosomatischer Mitbetreuung kann man über die Angst reden, ich will nicht sagen dass es<br />
leichter wird aber man kann besser! sagen wir einmal so mit A- Angst umgehen weil man weiß<br />
ok! wenn wieder so etwas kommt man hat <strong>als</strong>o wieder diesen Schmerz in der Herzgegend wo<br />
sich dann alles so zus<strong>am</strong>menzieht! dass äh dass das auch wieder irgendwann vergeht! dass man<br />
<strong>als</strong>o nicht irgendwie in Panik geraten soll sondern dass man sich ganz ruhig verhalten soll und ...<br />
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unter Leuten ist oder oder irgendwie man ist <strong>als</strong>o immer irgendwie besorgt dass man <strong>als</strong>o<br />
irgendwo nah <strong>am</strong> Telefon ist nah bei Leuten ist, dass man halt nicht zu viel alleine ist weil wenn<br />
wirklich etwas passieren würde äh dass jemand da ist, ... obwohl natürlich wenn man andauernd<br />
... sagen wir einmal so immer so auf dem Sprung! lebt ist natürlich auch nicht gerade ... ideale<br />
Lebensqualität ok?“ 1336<br />
Diese häufig anzutreffende Tendenz des Herzneurotikers, im Beisein anderer Menschen (im<br />
Gegensatz zum Alleinsein) Angstfreiheit oder wenigstens reduzierte Angst zu erleben, 1337 ist bei<br />
Frau C somit gegeben, weil sie sich dann sicherer fühlt. Das ‚Leben auf dem Sprung‘ ist im Alltag<br />
1334 vgl. Interview 3, S. 2 f<br />
1335 vgl. Interview 3, S. 3<br />
1336 Interview 3, S. 3 f<br />
1337 im Gegensatz zu jenen Patienten, die andere Menschen aufgrund sozialphobischer Tendenzen meiden