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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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<strong>Psychosomatische</strong> <strong>Erkrankung</strong>en, Psychosomatik und <strong>Psychosomatische</strong> Medizin – ein Überblick<br />

Zur Frage des Krankheitsmodells und der wissenschaftlichen Methode<br />

Zwar sagt Rothschuh hierzu, dass der Mensch eine leib-seelische Einheit ist, was zu dieser<br />

Auffassung von Krankheit beigetragen hat 115 , fraglich scheint aber doch zu sein, ob die hier auf-<br />

geführten Auffassungen tatsächlich revolutionär über das klassische organpathologische Krank-<br />

heitsmodell hinausreichen. 116<br />

Nach Meinung von Franke „... haben sie mit diesen 117 folgende drei Dinge gemeins<strong>am</strong>:<br />

1. Sie gehen von der objektiven Feststellbarkeit, Diagnostizierbarkeit eines von der Regel ab-<br />

weichenden Zustandes aus.<br />

2. Sie suchen nach einem allgemeinen Prinzip von Krankheit, einem allen Krankheiten ge-<br />

meins<strong>am</strong>en Charakteristikum, einem eindeutigen Diskriminanzkriterium für Krankheit.<br />

3. Sie betrachten Krankheit <strong>als</strong> etwas, das im Körper ist, einen Prozeß oder Zustand, der –<br />

irgendwie von außen hereingekommen – nun selbständig im Körper stattfindet.“ 118<br />

Zu dem Punkt, dass psychosomatische <strong>Erkrankung</strong>en objektiv feststellbar seien, lässt sich an-<br />

merken, dass generell hinterfragt werden muss, ob Krankheiten körperlicher Natur absolut fest-<br />

stellbar sind. D<strong>am</strong>it hängt zus<strong>am</strong>men, dass die Grenze zwischen dem, was gesund ist und dem,<br />

was <strong>als</strong> krank bezeichnet wird, auch in der Organmedizin immer mehr verschwindet. Daher kann<br />

auch an der Voraussetzung eines Organbefundes, der objektiv feststellbar ist und <strong>als</strong> Kriterium<br />

der Diagnose für psychosomatische <strong>Erkrankung</strong>en dient, nicht festgehalten werden, weil man<br />

diesen organmedizinisch nicht ausreichend definieren kann.<br />

Auch die Auffassung, psychosomatische <strong>Erkrankung</strong>en würden ein ihnen gemeins<strong>am</strong>es Cha-<br />

rakteristikum besitzen, ist zu hinterfragen, weil sämtliche Theorien letztlich immer nur Aus-<br />

schnitte beschreiben und zusätzlich auch abhängig vom jeweiligen Wissensstand sind. Schließ-<br />

lich kann man zu der Aussage, psychosomatische Krankheiten seien im Körper ablaufende<br />

Prozesse, die durch äußere Reizeinwirkung entstünden, sagen, dass die Annahme einer Ursache<br />

– Wirkungs – Relation nicht haltbar ist. 119<br />

114<br />

Franke 1981, S. 24<br />

115<br />

vgl. Rothschuh 1975, zitiert nach Franke 1981, S. 24<br />

116<br />

vgl. Franke 1981, S. 24<br />

117<br />

den organpathologischen Krankheitsmodellen<br />

118<br />

Franke 1981, S. 24 f<br />

119<br />

vgl. Franke 1981, S. 26 f

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