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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Interpretationen des gewonnenen Datenmateri<strong>als</strong> – Ergebnisse des Forschungsprojekts…<br />

Interview 2 mit Herrn B<br />

Auch im beruflichen Bereich wird Herr B nicht völlig von seiner Herzangst überrollt, sondern er<br />

verwendet viel Anstrengung darauf, auch hier wegen seiner perfektionistischen Einstellung den<br />

Schein zu wahren, denn trotz des Gefühls, den Anforderungen im Beruf nicht mehr gewachsen<br />

zu sein, gibt er an, dass es sein Stolz niem<strong>als</strong> zugelassen habe, anfallende Arbeiten an Kollegen<br />

abzugeben – vielmehr nimmt er sich in dieser Zeit Arbeit mit nach Hause. 1324<br />

Für die erfolgreiche Integration der <strong>Erkrankung</strong> in das Leben des Herrn B spricht ferner, dass er<br />

sich zumindest dem sozialen Umfeld im Beruf gegenüber derartig gut mit seiner Störung arran-<br />

giert hat, dass ihn Kollegen nicht auf seine subjektiv empfundene Leistungsminderung an-<br />

sprechen – durch die Verlagerung mancher Arbeit ins häusliche Umfeld erfahren die Kollegen<br />

nicht, dass der Patient mehr Aufwand für seine Tätigkeiten betreiben muss. Einen entschei-<br />

denden Punkt stellt die bereits genannte Einsicht in die Psychosomatik der Störung des Herrn B<br />

dar.<br />

Bezüglich der Zukunftsplanung, die früher noch unter dem negativen Einfluss massiver Angst<br />

stand, 1325 zeigt sich Herr B nun zuversichtlich, obwohl er mit einer gewissen und gelegentlich<br />

auftretenden ‚Restangst‘ zu kämpfen hat 1326 Zuversichtlich zeigt er sich jetzt deshalb, weil er<br />

durch seine Frühpensionierung nun Aktivitäten planen kann, die ohne diese nicht oder nur in<br />

eingeschränktem Maße durchführbar wären: 1327 „ja gut ich habe - - mir vorgenommen oder ich<br />

war der Meinung wenn ich dann mal jetzt den beruflichen Druck nicht mehr habe dass ich mal<br />

eine Menge von dem was ich mir so mal ... vorgestellt hatte oder erträumt habe dass ich das<br />

dann machen kann, ... äh weil da bin ich halt einfach nicht mehr dazugekommen ähm - - - gut<br />

ich habe dann zum Beispiel äh ich ich habe eine gewisse denke ich äh Fähigkeit Sprachen zu<br />

lernen, ... oder eine gewisse Begabung denke ich, ich habe <strong>als</strong>o dann angefangen Italienisch zu<br />

lernen, ... das mache ich heute noch, ... weil mir die Sprache unwahrscheinlich gut gefällt und<br />

das Land, ... ja ich habe angefangen - - zu lesen ich habe sehr viel gelesen - - - äh ich bin was<br />

ich früher ja eher eingeschränkt habe auch wegen meiner Herzproblematiken ich habe dann<br />

angefangen zu reisen, ...“. 1328<br />

1324 vgl. Interview 2, S. 12<br />

1325 vgl. Interview 2, S. 14<br />

1326 vgl. Interview 2, S. 14<br />

1327 vgl. Interview 2, S. 15<br />

1328 Interview 2, S. 15 f<br />

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