Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...
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270 Erhebung, Transkription und Interpretation – das Forschungsdesign der Arbeit Das narrative (Leitfaden-)Interview als Spezialform qualitativer Interviews… 4.2.3 Das narrative (Leitfaden-)Interview als Spezialform qualitativer Interviews – zu einem gegenstandsangemessenen und in der Biographieforschung häufig angewandten Erhebungsinstrument „Interviews geben den Befragten selbst das Wort, sie erhalten im Interview Gelegenheit, über ihre Biographie, Weltsicht, Erfahrungen und Kontexte zu berichten und machen diese Informa- tionen damit der Forschung zugänglich.” 1154 Ganz allgemein versteht man „Unter Interview als Forschungsinstrument ... ein planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher Zielsetzung, bei dem die Versuchsperson durch eine Reihe ge- zielter Fragen oder mitgeteilter Stimuli zu verbalen Informationen veranlaßt werden soll.” 1155 Hierbei ergeben sich Unterschiede bezüglich (1) dem „Ausmaß der Standardisierung/Strukturierung ...: Im vollstandardisierten (...) Interview sind die Abfolge und der Wortlaut der einzelnen Fragen eindeutig und verbindlich vorgegeben; bei geschlossenen Fragen (Auswahlfragen) ist der Befragte darüber hinaus gehalten, sich zwi- schen vorgegebenen Antwortalternativen zu entscheiden. Im halb- oder teilstandardisierten (...) Interview sind die Fragen nur mehr oder minder in einem Interview-Leitfaden festgelegt. Im nichtstandardisierten (sog. ‚unstrukturierten‘, ‚freien‘, ‚offenen‘ oder ‚qualitativen‘) Interview wird ein thematischer Rahmen in der Form eines Gesprächs-Leitfadens vorgegeben; der konkrete Gesprächsverlauf bleibt dann weitgehend offen und hängt stark von den Persönlichkeiten des Befragten und des Befragers sowie von der Interaktion zwischen beiden ab.” 1156 Die Erhebung der Daten dieser Arbeit erfolgt mittels einer Interviewtechnik, die hier narratives Leitfadeninterview genannt wird. Um zu verstehen, was es mit diesem ‚gemischten‘ Verfahren auf sich hat, wird das narrative Interview in seiner ursprünglichen Form vorgestellt, um dann die Kombination mit dem entworfenen Leitfaden darzustellen. Diese Form der Datengewinnung wurde für diese Arbeit gewählt, um grundsätzlich auf die Narration, also die Erzählung des Befragten einen Schwerpunkt zu legen; weil aber die Arbeit bestimmte Themenbereiche un- 1154 Friebertshäuser in Friebertshäuser & Prengel 1997, S. 371 1155 Scheuch 1973, zitiert nach Spöring 1995, S. 148 1156 Spöring 1995, S. 148, zu den Standardisierungsgraden eines Interviews vgl. auch Aiken 1989, Keßler 1982, Trost 1996, zitiert nach Kruse & Schmitt in Jüttemann & Thomae 1999, S. 161
Erhebung, Transkription und Interpretation – das Forschungsdesign der Arbeit Das narrative (Leitfaden-)Interview als Spezialform qualitativer Interviews… bedingt erforschen möchte, scheint es angebracht zu sein, diese Form des qualitativen Inter- views mit leitenden Fragen zu kombinieren, die aber im Detail erst nach dem Erzählfluss des Befragten eingebracht werden sollen. Dadurch ist gewährleistet, dass ganz bestimmte und aus- gewählte Punkte in der Patientenbetroffenheit auch tatsächlich in der Befragungssituation an- gesprochen werden. Diese Leitideen der Erhebung werden aber andererseits schon so breit wie möglich in den Stimulus zur Erzählung eingebracht, um den groben Rahmen gleich abzustecken. Wie bereits erwähnt handelt es sich beim narrativen Interview um ein qualitatives Interview. „In der Sozialforschung sind qualitative Interviews – teilstandardisierte oder offene Interviews – sehr verbreitet. Im Rahmen quantitativer Forschungsprojekte dienen sie vor allem der Vorbe- reitung standardisierter Erhebungen und der Entwicklung von Erhebungsinstrumenten. In der qualitativen Sozialforschung sind ihre Einsatzmöglichkeiten vielfältiger.” 1157 Denn „Gerade im qualitativen Interview hat der Befragte die Möglichkeit, seine Wirklich- keitsdefinitionen dem Forscher mitzuteilen, während in der quantitativen Befragung, also bei weitestgehender Standardisierung, der Forscher mit einem theoretischen Konzept, das er selbst und quasi unabhängig vom zu untersuchenden Objektbereich entwickelt hat, also mit seiner operationalisierten Wirklichkeitsdefinition, zum Befragten kommt und dieser dann in das Schema des Forschers hineingezwängt wird. Aus der Ablehnung dieser Prädetermination durch den Forscher ergibt sich das zentrale Prinzip interpretativer Sozialforschung, das natürlich auch qualitativen Interviews inhärent ist, nämlich das Prinzip der Offenheit.” 1158 Es besagt, dass eine Strukturierung theoretischer Art des Forschungsgegenstandes zurückgestellt wird, bis die Forschungssubjekte eine Strukturierung des Forschungsgegenstandes herausgebildet haben. 1159 „Eine zweite Maxime qualitativer Forschung, die der Kommunikativität, meint, ‚daß der Forscher den Zugang zu bedeutungsstrukturierten Daten im allgemeinen nur gewinnt, wenn er eine Kommunikationsbeziehung mit dem Forschungssubjekt eingeht und dabei das kommunikative Regelsystem des Forschungssubjekts in Geltung läßt‘ (...).” 1160 1157 Hopf in Flick und andere 2000, S. 349 f 1158 Lamnek 1993, S. 61 1159 vgl. Hoffmann-Riem 1980, zitiert nach Lamnek 1993, S. 61 f 1160 Hoffmann-Riem 1980, zitiert nach Lamnek 1993, S. 62 271
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bedingt erforschen möchte, scheint es angebracht zu sein, diese Form des qualitativen Inter-<br />
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Befragten eingebracht werden sollen. Dadurch ist gewährleistet, dass ganz bestimmte und aus-<br />
gewählte Punkte in der Patientenbetroffenheit auch tatsächlich in der Befragungssituation an-<br />
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Wie bereits erwähnt handelt es sich beim narrativen Interview um ein qualitatives Interview. „In<br />
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sehr verbreitet. Im Rahmen quantitativer Forschungsprojekte dienen sie vor allem der Vorbe-<br />
reitung standardisierter Erhebungen und der Entwicklung von Erhebungsinstrumenten. In der<br />
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Denn „Gerade im qualitativen Interview hat der Befragte die Möglichkeit, seine Wirklich-<br />
keitsdefinitionen dem Forscher mitzuteilen, während in der quantitativen Befragung, <strong>als</strong>o bei<br />
weitestgehender Standardisierung, der Forscher mit einem theoretischen Konzept, das er selbst<br />
und quasi unabhängig vom zu untersuchenden Objektbereich entwickelt hat, <strong>als</strong>o mit seiner<br />
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Schema des Forschers hineingezwängt wird. Aus der Ablehnung dieser Prädetermination durch<br />
den Forscher ergibt sich das zentrale Prinzip interpretativer Sozialforschung, das natürlich auch<br />
qualitativen Interviews inhärent ist, nämlich das Prinzip der Offenheit.” 1158 Es besagt, dass eine<br />
Strukturierung theoretischer Art des Forschungsgegenstandes zurückgestellt wird, bis die<br />
Forschungssubjekte eine Strukturierung des Forschungsgegenstandes herausgebildet haben. 1159<br />
„Eine zweite Maxime qualitativer Forschung, die der Kommunikativität, meint, ‚daß der Forscher<br />
den Zugang zu bedeutungsstrukturierten Daten im allgemeinen nur gewinnt, wenn er eine<br />
Kommunikationsbeziehung mit dem Forschungssubjekt eingeht und dabei das kommunikative<br />
Regelsystem des Forschungssubjekts in Geltung läßt‘ (...).” 1160<br />
1157 Hopf in Flick und andere 2000, S. 349 f<br />
1158 L<strong>am</strong>nek 1993, S. 61<br />
1159 vgl. Hoffmann-Riem 1980, zitiert nach L<strong>am</strong>nek 1993, S. 61 f<br />
1160 Hoffmann-Riem 1980, zitiert nach L<strong>am</strong>nek 1993, S. 62<br />
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