Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...
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258 Erhebung, Transkription und Interpretation – das Forschungsdesign der Arbeit Qualitative und quantitative Sozialforschung Mission engagierte Aktivitäten handele – nicht aber um Wissenschaft.” 1086 (Zur Verteidigung des qualitativen Ansatzes siehe Abschnitt 4.2.2.). Die Vor- und Nachteile qualitativer und quantitativer Forschung führen direkt zu der Frage, warum und wie qualitative Forschung eigentlich entstanden ist. Diesem Thema widmet sich der folgende Abschnitt. Bortz und Döring greifen den Punkt auf, dass sich der qualitative Ansatz aus einer Kritik am quantitativen entwickelt hat. 1087 Er „... greift auf Hermeneutik und Phänomenologie zurück, erhielt wesentliche Impulse durch die Chicagoer Schule sowie durch den Positivismusstreit und wird mittlerweile als eigene Disziplin gehandelt.” 1088 „Als methodische Alternative zur quantitativen Sozialforschung wurden seit dem 19. Jahrhundert Phänomenologie und Hermeneutik propagiert, ... .” 1089 Dilthey, der sagt, dass wir die Natur erklären wohingegen das Seelenleben verstanden wird, 1090 „... erklärte die Hermeneutik zur Grundmethode der Geistes- und Sozialwissenschaften: ... .” 1091 Die Phänomenologie hingegen, die auf Brentano (1874) zurückgeht und 1950 durch Husserl radikalisiert wurde, nimmt sich vor, „... durch objektive Erkenntnis das Wesen einer Sache, d. h. das Allgemeine, Invariante, zu erfassen, wobei die untersuchten Phänomene (...) so betrachtet werden, wie sie ‚sind‘ und nicht, wie sie aufgrund von Vorkenntnissen, Vorurteilen oder Theorien erscheinen mögen.” 1092 „Husserl konzipierte also ein Subjekt, das zur objektiven Welterkenntnis fähig ist.” 1093 1086 Terhart in Friebertshäuser & Prengel 2002, S. 39, Hanses in Janz 1999, S. 106 1087 vgl. Bortz & Döring 2002, S. 301 1088 Bortz & Döring 2002, S. 301 1089 Bortz & Döring 2002, S. 302 1090 vgl. Dilthey 1923, S. 1314 1091 Bortz & Döring 2002, S. 303 1092 Lamnek 1993, S. 59 1093 Bortz & Döring 2002, S. 303
Erhebung, Transkription und Interpretation – das Forschungsdesign der Arbeit Qualitative und quantitative Sozialforschung Eine weitere wichtige Säule qualitativer Forschung ist die Chicagoer Schule. „In den 20er und 30er Jahren 1094 (wurde, M. Hager) an der Universität von Chicago ... eine besonders alltagsnahe Forschung (Auseinandersetzung mit den sozialen Problemen der Millionenstadt Chicago) betrieben. Die sog. Chicagoer Schule brachte u.a. den Symbolischen Interaktionismus und die Ethnomethodologie als einflußreiche Theorie- und Forschungsrichtungen hervor.” 1095 Kurz gesagt beinhaltet die in den 30er Jahren 1096 von Mead und Blumer entwickelte Theorie des Symbolischen Interaktionismus, „... daß das Verhalten der Menschen weniger von objektiven Umweltmerkmalen geprägt ist als vielmehr von subjektiven Bedeutungen, die Menschen den Objekten und Personen ihrer Umwelt zuweisen (...). ..., d. h. die soziale Welt wird durch bedeutungsvolle Interaktionen zwischen den Menschen konstruiert (...). Konstruiert werden nicht nur Bedeutungen für Dinge, sondern auch Menschen: Die eigene Identität entsteht in der Interaktion und wird jeweils situativ ausgehandelt. Methodisch legt die Theorie teilnehmende Beobachtungsstudien bzw. Feldstudien (...) nahe, in denen die Forschenden an den symbolischen Interaktionen des Forschungsumfeldes beteiligt sind.” 1097 In der weiteren Entwicklung wurde die Ethnomethodologie „... in den 50er Jahren vor allem von Garfinkel (...) sowie Cicourel (...) entwickelt und knüpft an Phänomenologie und symbolischen Interaktionismus an. Die Theorie behandelt die Frage, mit welchen Techniken (...) Menschen (...) die gesellschaftliche Wirklichkeit und ihr Alltagshandeln mit Bedeutung (...) ausstatten.” 1098 Und „Unter dem Stichwort Positivismusstreit erlebten die Sozialwissenschaften in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts eine ... vehemente Auseinandersetzung über die Frage nach Werten und gesellschaftlicher Verantwortung im Wissenschaftsbetrieb (...) 1099 . Das ‚wertfreie‘ Vorgehen in der Tradition der Naturwissenschaften, das mit dem quantitativ-experimentellen Ansatz in die Sozial- und Humanwissenschaften importiert worden war, erweise sich keineswegs als wert- neutral, sondern würde die herrschenden Machtverhältnisse unterstützen – so die Kritik der Frankfurter Schule (...). (Sie, M. Hager) ... warf dem empirisch-analytischen (‚positivistischen‘, ‚szientistischen‘) Ansatz vor, triviale Ergebnisse zu liefern, ein mechanistisches oder determi- 1094 des letzten Jahrhunderts, M. Hager 1095 Bortz & Döring 2002, S. 303 f 1096 des letzten Jahrhunderts, M. Hager 1097 Bortz & Döring 2002, S. 304 1098 Bortz & Döring 2002, S. 304 1099 vgl. z. B. Keuth 1989, zitiert nach Bortz & Döring 2002, S. 305 259
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Erhebung, Transkription und Interpretation – das Forschungsdesign der Arbeit<br />
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Mission engagierte Aktivitäten handele – nicht aber um Wissenschaft.” 1086 (Zur Verteidigung<br />
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Die Vor- und Nachteile qualitativer und quantitativer Forschung führen direkt zu der Frage,<br />
warum und wie qualitative Forschung eigentlich entstanden ist.<br />
Diesem Thema widmet sich der folgende Abschnitt.<br />
Bortz und Döring greifen den Punkt auf, dass sich der qualitative Ansatz aus einer Kritik <strong>am</strong><br />
quantitativen entwickelt hat. 1087 Er „... greift auf Hermeneutik und Phänomenologie zurück,<br />
erhielt wesentliche Impulse durch die Chicagoer Schule sowie durch den Positivismusstreit und<br />
wird mittlerweile <strong>als</strong> eigene Disziplin gehandelt.” 1088<br />
„Als methodische Alternative zur quantitativen Sozialforschung wurden seit dem 19.<br />
Jahrhundert Phänomenologie und Hermeneutik propagiert, ... .” 1089<br />
Dilthey, der sagt, dass wir die Natur erklären wohingegen das Seelenleben verstanden wird, 1090<br />
„... erklärte die Hermeneutik zur Grundmethode der Geistes- und Sozialwissenschaften: ... .” 1091<br />
Die Phänomenologie hingegen, die auf Brentano (1874) zurückgeht und 1950 durch Husserl<br />
radikalisiert wurde, nimmt sich vor, „... durch objektive Erkenntnis das Wesen einer Sache, d. h.<br />
das Allgemeine, Invariante, zu erfassen, wobei die untersuchten Phänomene (...) so betrachtet<br />
werden, wie sie ‚sind‘ und nicht, wie sie aufgrund von Vorkenntnissen, Vorurteilen oder Theorien<br />
erscheinen mögen.” 1092<br />
„Husserl konzipierte <strong>als</strong>o ein Subjekt, das zur objektiven Welterkenntnis fähig ist.” 1093<br />
1086 Terhart in Friebertshäuser & Prengel 2002, S. 39, Hanses in Janz 1999, S. 106<br />
1087 vgl. Bortz & Döring 2002, S. 301<br />
1088 Bortz & Döring 2002, S. 301<br />
1089 Bortz & Döring 2002, S. 302<br />
1090 vgl. Dilthey 1923, S. 1314<br />
1091 Bortz & Döring 2002, S. 303<br />
1092 L<strong>am</strong>nek 1993, S. 59<br />
1093 Bortz & Döring 2002, S. 303