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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Erhebung, Transkription und Interpretation – das Forschungsdesign der Arbeit<br />

4. Erhebung, Transkription und Interpretation – das Forschungsdesign der Arbeit<br />

„Zuerst wird es jeweils notwendig sein, sich durch den Berg ‚empirischer‘ Statements zum je-<br />

weiligen Thema hindurchzuarbeiten wie im Märchen vom Schlaraffenland durch den Berg von<br />

Hirsebrei – daran aufzuweisen, dass alle diesen endlosen Befragungsergebnisse, die uns die em-<br />

pirische Forschung präsentiert, aus denaturierten und fragmentierten Erzählbruchstücken be-<br />

stehen, die in ihrer wissenschaftlich präsentablen Form nur wenig Sinnzus<strong>am</strong>menhang ergeben.<br />

Dies wäre der polemisch-destruierende ‚erste Schritt‘. ... Der zweite besteht in der Wieder-<br />

herstellung der freien autobiographischen Erzählung an einzelnen exemplarischen, extensiv<br />

interpretierten Erzählbeispielen. Die Interpretation folgt dabei nicht dem Muster sozialwissen-<br />

schaftlicher Textanalyse, die in aller Regel beansprucht, klüger zu sein <strong>als</strong> der Text, sondern eher<br />

der literaturwissenschaftlichen Interpretation, die ihrem Text mit Respekt begegnet und sich<br />

sozusagen ‚unter‘ den Text stellt.” 1039<br />

Am Ende des dritten Kapitels und zu Beginn des vierten Abschnitts der vorliegenden Arbeit hat<br />

diese genau das erreicht, was Bittner mit Hindurcharbeiten durch den Berg empirischer State-<br />

ments bezeichnet.<br />

Zugegeben – der Umfang des ersten und zweiten Kapitels ist üppig; gerade auch im Vergleich zu<br />

anderen Arbeiten, die sich mit ähnlichen Thematiken ganz anders beschäftigen. Stengl (1992)<br />

etwa, die sich in ihrer Dissertation auch mit Patientengeschichten von Herzneurotikern be-<br />

schäftigt hat, geht nicht in gleicher Weise wie diese Arbeit in die Tiefe, wenn sie auf sieben<br />

Seiten das Krankheitsbild des Herzangstsyndroms beschreibt. 1040 Dennoch erfährt man alle wis-<br />

senswerten Fakten über diese <strong>Erkrankung</strong>. Warum <strong>als</strong>o wurde in der vorliegenden Arbeit nicht<br />

ähnlich knapp zum Kern des Vorhabens geführt?<br />

Ganz einfach, die Masse an Daten der ersten drei Kapitel, besonders aber des ersten und zweiten<br />

Abschnitts, ist Information des Lesers und Progr<strong>am</strong>m der Arbeit zugleich.<br />

Denn trotz der Tiefe und Menge an Informationen haben es die bisherigen Teile der Arbeit nicht<br />

geschafft, das Patientenerleben auch nur ansatzweise zu dokumentieren – ging es doch nur um<br />

die Frage, was man sich unter psychosomatischen <strong>Erkrankung</strong>en und der Herzneurose vorzu-<br />

1039 Bittner 2001, S. 62<br />

1040 vgl. Stengl 1992, S. 11 - 17

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