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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Krankheit <strong>als</strong> <strong>biographisches</strong> <strong>Ereignis</strong>. Ziel der Arbeit und Begründung der Themenwahl<br />

Nicht nur Störfall sondern auch Teil der conditio humana…<br />

dort und dann und wann krank würden – diese Vorstellung ist leider ganz unzutreffend. ... .<br />

Ebenso ist der Grundzug des sogenannten normalen Lebens, daß es sieht man sichs nur genau<br />

an, eben nicht wirklich gesund verläuft und nur aus bestimmten Rücksichten so genannt wird.<br />

Welcher Körper wäre makellos gebildet? Welche Konstitution gegen Keime der zahlreichen<br />

Infektionen so immun, wie es doch nachweislich möglich ist? Welche F<strong>am</strong>ilie ist frei von erb-<br />

lichen Schäden? Welche Biographie ungestört durch greifbare <strong>Erkrankung</strong>en? Welches Seelen-<br />

leben frei von Neurose oder pathologischen Zuständen oder Zügen? ... . Krank oder krankhaft ist<br />

<strong>als</strong>o der vielleicht größere Teil unseres Lebens und jedenfalls ein viel größerer Teil <strong>als</strong> das, was<br />

davon bemerkt und anerkannt wird.“ 1019<br />

Diese Aussage ist durchaus in Bittners Richtung zu interpretieren, denn v. Weizsäcker macht<br />

deutlich, dass Krankheiten zum menschlichen Leben dazugehören; er bezieht sogar zusätzlich<br />

‚rein somatische‘ <strong>Erkrankung</strong>en mit in seine Ausführungen ein.<br />

Weitere Aussagen lassen fast daran denken, dass <strong>Erkrankung</strong>en <strong>als</strong> Normalfall zu interpretieren<br />

sind:<br />

„Man versteht das kranke Wesen <strong>am</strong> besten, wenn man sich das ganze Leben <strong>als</strong> einen<br />

unablässigen Krieg mit der Krankheit vorstellt. Gesunde Zeiten sind Fortsetzungen dieses Krieges<br />

mit anderen Mitteln.“ 1020<br />

Und weiter: „Es handelt sich darum, eine Form zu finden, in der alle Krankheiten, Krankheits-<br />

verläufe, Krankheitswandlungen Platz haben. Dieses Postulat enthält bereits die Vorstellung, daß<br />

im Werden eines Menschen auch ein Werden seines Krankseins erfolgt, ja, daß das Kranksein<br />

einen Teil seines Werdens <strong>als</strong> Mensch ausmacht.“ 1021<br />

Nach v. Weizsäcker wird ein Mensch dann krank, wenn ihm sein Körper mitteilen möchte, dass<br />

er seine Gedanken oder Handlungen ändern soll. 1022<br />

„Was es eigentlich mit einer Krankheit auf sich habe, das erfahren wir ... durch den Vergleich mit<br />

einer anderen. Im Vergleich entsteht auch eine Erläuterung, im Übergang und in der Wandlung<br />

1019 v. Weizsäcker 1967, S. 8<br />

1020 v. Weizsäcker 1967, S. 9<br />

1021 v. Weizsäcker 1967, S. 114<br />

1022 vgl. v. Weizsäcker 1967, S. 9 f<br />

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