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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Krankheit <strong>als</strong> <strong>biographisches</strong> <strong>Ereignis</strong>. Ziel der Arbeit und Begründung der Themenwahl<br />

Unzulänglichkeit der Life-event – und Copingforschung<br />

Und weiter: „Vielleicht ist dies der entscheidende Punkt, an dem die Coping-Forschung auf<br />

Abwege geraten ist, weshalb nach neuen Konzeptualisierungen von Krankheit im persönlichen<br />

Lebenskontext gesucht werden muß.“ 949<br />

Warum gerade die Erziehungswissenschaft ein Interesse an der Erforschung verschiedener<br />

Krankheiten im Kontext der persönlichen Biographie hat, soll im nächsten Abschnitt (3.2.4)<br />

erläutert werden. Es soll hier erst noch einmal dargestellt werden, worin die besondere Ein-<br />

stellung Krankheiten gegenüber in dieser Arbeit besteht:<br />

„Je empirisch quantifizierender sich die Coping-Forschung entwickelt hat, desto mehr hat sie die<br />

Einfühlung in die je individuellen Kontexte vernachlässigt, die sich der Natur der Sache nach<br />

nicht quantifizieren lassen.“ 950<br />

Und es gilt daher festzuhalten, dass „... das Patienten-Subjekt der alten Heidelberger Schule aus<br />

der Medizin wieder verschwunden (ist, M. Hager). Stattdessen hat uns die medizinische<br />

Psychologie mit ihren stereotypen Themen der subjektiven Krankheitstheorien, der critical life<br />

events und des Coping-Man sozusagen eine Schrumpfform des Patientensubjekts beschert; man<br />

befragt die Leute, was sie über ihre Krankheit denken und wie sie mit ihr zurechtkommen, aber<br />

man fragt eigentlich nicht, um die Betroffenen zu Wort kommen zu lassen und auf die Botschaft<br />

zu hören, die in dem steckt, was sie sagen, sondern um ihre Äußerungen zu kategorisieren und<br />

zu katalogisieren, vielleicht sogar um sie <strong>als</strong> adäquat bzw. inadäquat (...) zu qualifizieren – alles<br />

immer aus der Sicht des Professionellen, des Arztes oder Psychologen.“ 951<br />

Zwar tritt Blankenburg wie Bittner für das Interesse <strong>am</strong> Subjekt in der Medizin ein, er verfolgt<br />

dabei aber nach Ansicht dieser Arbeit den f<strong>als</strong>chen Weg: So gilt zunächst, dass nach Jaspers<br />

jede Krankengeschichte zur Biographie führt. 952 Allerdings ist hier darauf hinzuweisen, dass sich<br />

bei der Beobachtung der Lebensgeschichte lediglich eine Krankengeschichte – nicht aber eine<br />

Krankheitsgeschichte abzeichnet. 953<br />

949 Bittner 2001, S. 202<br />

950 vgl. Bittner 2001, S. 203<br />

951 Bittner 2001, S. 205 f<br />

952 vgl. Jaspers 1959, zitiert nach Blankenburg in Blankenburg 1989, S. 1<br />

953 vgl. Blankenburg in Blankenburg 1989, S. 1<br />

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