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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Die ‚Herzenurose’ – Annährung an ein vielfach diskutiertes Störungsbild<br />

Therapiemöglichkeiten der Herzneurose<br />

„1. Diagnostische Klärung, Entwicklung von Krankheitsverständnis und Krankheitseinsicht,<br />

Förderung einer Psychotherapiemotivation, gegebenenfalls Stabilisierung durch eine<br />

»überbrückende« medik<strong>am</strong>entöse Therapie.<br />

2. Annahme des »somatischen Krankheitsangebotes« (Herzbeschwerden!), Ich-stabilisierende<br />

Funktion des Therapeuten, Zulassung von regressiven Ankl<strong>am</strong>merungstendenzen.<br />

3. Mit zunehmender Bindung und Tragfähigkeit der therapeutischen Beziehung, Konflikt-<br />

erhellung und Konfliktbearbeitung, insbesondere des Grundkonfliktes von Ankl<strong>am</strong>merungs-<br />

und Trennungswünschen sowie der Antinomie von Abhängigkeitserleben und Autonomie-<br />

streben.<br />

4. Auflösung der Übertragungsbeziehung, Autonomieförderung, neues Vertrauen des Pati-<br />

enten in die tragende Funktion des Körpers (»tragender Leib«) und d<strong>am</strong>it eine neue Be-<br />

ziehung zum eigenen Herzen.“ 703<br />

„Die letzte Behandlungsphase – das innere Loslassen und der Abschied vom Therapeuten – stellt<br />

für den Herzphobiker eine vulnerable Phase und eine wichtige Bewährungsprobe dar. Gerade<br />

durch die neugewonnene Autonomie und das wiedergefundene Vertrauen in den eigenen Leib<br />

(in das eigene Herz) wird es dem Patienten möglich, dort Trennungen und Distanzierungen<br />

zuzulassen, wo vorher Ankl<strong>am</strong>merungstendenzen bestanden.“ 704<br />

Insges<strong>am</strong>t gilt, dass der Herzphobiker in erster Linie <strong>als</strong> Angstkranker zu verstehen ist und die<br />

Bewältigung der Angst daher Priorität hat. Charakterisiert ist der Patient auch dadurch, dass er<br />

unter zwischenmenschlichen Beziehungskonflikten leidet, die sich meist in den Beziehungen zu<br />

den Eltern <strong>als</strong> Primärbeziehungen zeigen und in der Partnerwahl erneut auftauchen. 705<br />

Diese zwischenmenschlichen Beziehungskonflikte „... werden im psychoanalytischen Prozeß auf<br />

den Therapeuten übertragen und sind wesentlicher Inhalt des analytischen Durcharbeitens und<br />

Deutens. Die Entwicklung der Partnerbeziehung hat für den therapeutischen Prozeß Signal-<br />

funktion (...). 706 In den ... Verlaufsuntersuchungen, die an psychotherapeutisch behandelten Herz-<br />

phobikern durchgeführt wurden, ergab sich, daß die Entwicklung der Partnerbeziehung ein<br />

703 Csef in Nissen 1993, S. 78<br />

704 Csef in Nissen 2002, S. 118<br />

705 vgl. Csef in Nissen 1993, S. 78, siehe auch Csef 1996, S. 774 f<br />

706 vgl. Bohrn 1987, zitiert nach Csef in Nissen 1993, S. 78

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