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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Die ‚Herzenurose’ – Annährung an ein vielfach diskutiertes Störungsbild<br />

Therapiemöglichkeiten der Herzneurose<br />

„Die klinische Erfahrung lehrt, daß diese erste diagnostische Phase oft entscheidenden Einfluß<br />

auf den weiteren Verlauf der Herzphobie hat. Es ist deshalb sinnvoll, von einem »diagnostisch-<br />

therapeutischen Zirkel« zu sprechen, da sich hier ein Kreisprozeß gestaltet, in dem die diagnos-<br />

tischen Untersuchungen und die Erklärungen der Ärzte bereits die künftige Therapie prägen.<br />

Herzphobiker sind höchst sensibel für die Worte des Arztes, die dieser wählt, um das Krank-<br />

heitsbild zu erklären oder den Patienten zu beruhigen. Durch unbedachte Sätze der Ärzte<br />

können schwere Fixierungen oder Fehleinschätzungen des Patienten entstehen.“ 671<br />

„Dem Kranken in seinem Leiden begegnen bedeutet hier in erster Linie, ihm über die therapeu-<br />

tische Beziehung zu einer kommunikativen Bewältigung der Orientierungskonflikte zu verhelfen,<br />

ihm durch die Erhellung seiner Krisensituation eine Entscheidung zu ermöglichen oder mit ihm<br />

in den Prozeß einer Neuorientierung oder der Konstitution bislang fehlender Orientierungsbe-<br />

züge einzutreten.“ 672<br />

Weil Neuorientierung intersubjektiv und dialogisch stattfindet, kann sie z. B. derart stattfinden,<br />

dass Patient und Therapeut quasi in gegenseitige Erkundung eintreten, was Gegensätze und<br />

Gemeins<strong>am</strong>keiten zu Tage bringt und in die Diskussion um Sinn und Bedeutung von Orien-<br />

tierungsbezügen mündet. Personale Auseinandersetzung, die auf der Andersartigkeit des Thera-<br />

peuten in seiner Orientierung beruht, kann dann in die Bindung des Patienten an eine Orien-<br />

tierung münden, der eine Lösung von Alternativen inhärent ist. Orientierung und somit auch<br />

Entscheidung geben dem Patienten eine neue Struktur. 673<br />

Weil der Patient die Herzneurose zunächst <strong>als</strong> organisches Leiden einstuft, verlangt er vom Arzt<br />

zu Beginn der Therapie verständlicherweise eine somatische Abklärung und spricht Medi-<br />

k<strong>am</strong>enten zu. 674 Auch Richter und Beckmann sind der Auffassung, dass die Herzneurose zu den<br />

<strong>Erkrankung</strong>en gehört, „... deren weiteres Schicksal bereits durch die Art und Weise des<br />

diagnostischen Untersuchungsganges selbst nicht unerheblich beeinflußt werden. D. h. ob<br />

erkannt und obendrein beabsichtigt oder nicht, der Arzt wirkt schon in einem Stadium positiv<br />

oder negativ therapeutisch, das erst üblicherweise die Indikation für eine Behandlung klären<br />

soll.“ 675<br />

671 Csef in Nissen 1993, S. 74<br />

672 Csef 1985, S. 335<br />

673 vgl. Csef 1985, S. 335 f<br />

674 vgl. Csef in Nissen 1993, S. 75<br />

675 Richter & Beckmann 1973, S. 107<br />

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