Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...
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2.7 Statistische Angaben 146 Die ‚Herzenurose’ – Annährung an ein vielfach diskutiertes Störungsbild Statistische Angaben Die Häufigkeit, mit der die Herzneurose auftritt, die Schwierigkeiten in der Behandlung und die Komplikationen, die sich im Langzeitverlauf ergeben können, führen zu ihrer besonderen klini- schen Relevanz, zumal Hausärzte, Allgemeinmediziner, Internisten, Kardiologen und sogar Not- ärzte mit diesem Störungsbild konfrontiert sind. 599 Wie die Arbeit aber bisher gezeigt hat, ist die diagnostische Einordnung nicht völlig eindeutig – Angaben zur Häufigkeit sind daher unterschiedlich. „Seit Einführung der diagnostischen Katgorie der Panikstörung muß davon ausgegangen werden, daß viele der Patienten mit einer Herzphobie unter dieser Diagnose eingeordnet wurden.“ 600 In älteren Arbeiten, denen diese Kategorie nicht bekannt war, findet man folgende Angaben: „Cremerius (1963) fand 8% Patienten mit funktionellen Herz-Kreislauf-Störungen von 2330 Fällen einer medizinischen Poliklinik. Kannel und Mitarbeiter (1958) fanden bei über 1000 untersuchten Personen der Framingham Studie 16% mit ‚funktionellen Herz- und Kreislauf- beschwerden‘. ... . Maas (1975) fand bei 16332 Patienten der deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden bei 20 bis 25% Angaben von Beschwerden, die einen Verdacht auf das Vorliegen funktioneller Herz- und Kreislauf-Beschwerden rechtfertigen. Studt (1979) schätzt die Häufig- keit in der Gesamtbevölkerung auf 2 bis 5%, 601 in der Allgemeinen Praxis auf 10 bis 15%; 602 bei 30 bis 40% der Patienten mit Herz-Kreislauf-Beschwerden seien diese funktionell bedingt.“ 603 Auch Richter und Beckmann gehen von einem Mittelwert der Diagnose ‚Herzneurose‘ zwischen 30 und 40% bei Patienten mit Herzbeschwerden aus, weisen aber darauf hin, dass es hier natürlich maßgeblich auf die Größe der Stichprobe ankomme. 604 Auch Csef ist der Meinung, dass in der Allgemeinpraxis funktionelle Herzbeschwerden mit 10 bis 15% vertreten sind. 605 599 vgl. Csef 1996, S. 771 600 Schonecke 1998, S. 40 601 vgl. auch Roth & Luton o.J., Cohen & White o.J., Delius o.J., zitiert nach Richter & Beckmann 1973, S. 27 f 602 vgl. auch Delius o.J., zitiert nach Richter & Beckmann 1973, S. 27 f 603 vgl. Cremerius 1963, Kannel &andere 1958, Maas 1975, Studt 1979, zitiert nach Schonecke 1998, S. 40 604 vgl. Richter & Beckmann 1973, S. 27 605 vgl. Csef 1996, S. 771
Die ‚Herzenurose’ – Annährung an ein vielfach diskutiertes Störungsbild Statistische Angaben Andere Angaben schwanken zwischen einer Häufigkeit von 2% bis ca. 12% in der Allgemeinbe- völkerung. 606 Ein sehr schönes Beispiel dafür, dass gerade Definitionsunschärfen zu derartigen Schwankungen führen, zeigt eine Untersuchung von Tress und anderen aus dem Jahr 1990, die zeigte, „... daß bei 16% der Personen, bei denen in einer Prävalenzstudie zu einem Zeitpunkt das Vorliegen psychosomatischer Störungen diagnostiziert wurde, zu einem Zeitpunkt drei Jahre später das Vorliegen von neurotischen Störungen angenommen wurde. Umgekehrt werden psychosoma- tische Störungen bei 38% der Patienten angenommen, bei denen drei Jahre vorher neurotische Störungen festgestellt worden waren.“ 607 Hier wird also deutlich, dass beide Störungsformen nicht nur unscharf voneinander abgegrenzt sind, sondern dass man insbesondere aus epidemiologischer Perspektive von einer Grundgesamt- heit psychogener Störungen ausgehen könnte, die bei wechselnden Symptomen unterschiedlich klassifiziert werden können. Ferner ist die Abgrenzung etwa zum Paniksyndrom nicht unbedingt möglich; beide Diagnosen können häufig verwendet werden. 608 Interessant ist auch die Nennung von Patienten, die mit Verdacht auf Herzinfarkt untersucht werden – Schütz fand hier unter 552 Patienten eine Phobierate von 10,7%. 609 „Gaus und Vogler haben in einer kardiologischen Ambulanz im Jahre 1979 bei immerhin 24% der Patienten nicht organisch bedingte Herzbeschwerden festgestellt; die Vergleichszahl im Jahr 1980 lag bei 27%.“ 610 Im Bereich der Notaufnahme haben 60% der nicht organisch kranken Patienten eine Herz- phobie. 611 Unter den Patienten, die zwecks Psychotherapie in eine Psychosomatische Klinik aufgenommen werden, haben 8% eine Herzphobie. 612 606 vgl. Schepank 1987, Dilling und andere 1984, zitiert nach Schonecke 1998, S. 40 607 vgl. Tress und andere 1990, zitiert nach Schonecke 1998, S. 40 608 vgl. Schonecke 1998, S. 40 f 609 vgl. Schütz in Nutzinger und andere 1987, zitiert nach Csef 1996, S. 771 610 vgl. Gaus & Vogler 1982, zitiert nach Csef in Nissen 2002, S. 111 611 vgl. Csef in Nissen 2002, S. 111 612 vgl. Bräutigam & Christian 1986, zitiert nach Csef 1996, S. 771 147
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Statistische Angaben<br />
Andere Angaben schwanken zwischen einer Häufigkeit von 2% bis ca. 12% in der Allgemeinbe-<br />
völkerung. 606<br />
Ein sehr schönes Beispiel dafür, dass gerade Definitionsunschärfen zu derartigen Schwankungen<br />
führen, zeigt eine Untersuchung von Tress und anderen aus dem Jahr 1990, die zeigte, „... daß<br />
bei 16% der Personen, bei denen in einer Prävalenzstudie zu einem Zeitpunkt das Vorliegen<br />
psychosomatischer Störungen diagnostiziert wurde, zu einem Zeitpunkt drei Jahre später das<br />
Vorliegen von neurotischen Störungen angenommen wurde. Umgekehrt werden psychosoma-<br />
tische Störungen bei 38% der Patienten angenommen, bei denen drei Jahre vorher neurotische<br />
Störungen festgestellt worden waren.“ 607<br />
Hier wird <strong>als</strong>o deutlich, dass beide Störungsformen nicht nur unscharf voneinander abgegrenzt<br />
sind, sondern dass man insbesondere aus epidemiologischer Perspektive von einer Grundges<strong>am</strong>t-<br />
heit psychogener Störungen ausgehen könnte, die bei wechselnden Symptomen unterschiedlich<br />
klassifiziert werden können. Ferner ist die Abgrenzung etwa zum Paniksyndrom nicht unbedingt<br />
möglich; beide Diagnosen können häufig verwendet werden. 608<br />
Interessant ist auch die Nennung von Patienten, die mit Verdacht auf Herzinfarkt untersucht<br />
werden – Schütz fand hier unter 552 Patienten eine Phobierate von 10,7%. 609<br />
„Gaus und Vogler haben in einer kardiologischen Ambulanz im Jahre 1979 bei immerhin 24%<br />
der Patienten nicht organisch bedingte Herzbeschwerden festgestellt; die Vergleichszahl im Jahr<br />
1980 lag bei 27%.“ 610<br />
Im Bereich der Notaufnahme haben 60% der nicht organisch kranken Patienten eine Herz-<br />
phobie. 611<br />
Unter den Patienten, die zwecks Psychotherapie in eine <strong>Psychosomatische</strong> Klinik aufgenommen<br />
werden, haben 8% eine Herzphobie. 612<br />
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vgl. Schepank 1987, Dilling und andere 1984, zitiert nach Schonecke 1998, S. 40<br />
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vgl. Tress und andere 1990, zitiert nach Schonecke 1998, S. 40<br />
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vgl. Schonecke 1998, S. 40 f<br />
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vgl. Schütz in Nutzinger und andere 1987, zitiert nach Csef 1996, S. 771<br />
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vgl. Gaus & Vogler 1982, zitiert nach Csef in Nissen 2002, S. 111<br />
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vgl. Csef in Nissen 2002, S. 111<br />
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vgl. Bräutig<strong>am</strong> & Christian 1986, zitiert nach Csef 1996, S. 771<br />
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