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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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2.6 Differentialdiagnostische Überlegungen<br />

138<br />

Die ‚Herzenurose’ – Annährung an ein vielfach diskutiertes Störungsbild<br />

Differentialdiagnostische Überlegungen<br />

Aus den bisherigen Ausführungen zur Symptombeschreibung und Verortung der Herzneurose<br />

kann die Vermutung abgeleitet werden, dass die Differentialdiagnose, <strong>als</strong>o die Abgrenzung zu<br />

anderen Krankheiten und die Identifizierung einer bestimmten <strong>Erkrankung</strong> innerhalb einer<br />

Gruppe symptomatisch ähnlicher Krankheiten, ähnliche Probleme aufwerfen könnte. Der fol-<br />

gende Abschnitt wird sich diesem Problem widmen und versuchen, die wichtigsten Krankheiten,<br />

die der Herzneurose ähnlich sind, darzustellen. Eine besondere klinische Bedeutung erhält die<br />

Herzneurose durch die Häufigkeit ihres Auftretens, ihre Behandlungsschwierigkeiten und die<br />

Langzeitfolgen. Gerade die Differentialdiagnose muss besonders sorgfältig durchgeführt werden,<br />

weil schwerwiegende organische Herzerkrankungen sowie solche pulmonologischer, neuro-<br />

logischer, endokrinologischer und psychiatrischer <strong>Erkrankung</strong>en Symptome in ähnlicher Weise<br />

zeigen können. 557<br />

In der Argumentation kann man aber ferner die Meinung vertreten, dass das Vorliegen einer or-<br />

ganisch unbegründbaren Herzphobie erst dann vermutet werden darf, wenn zu nichts bringen-<br />

den Untersuchungsergebnissen positive Zeichen der Herzphobie hinzukommen. 558 „Wir konnten<br />

sehen, daß weder das Alter noch positive Zeichen einer Herzphobie, weder atypischer Herz-<br />

schmerz, noch ein negatives EKG und weder eine leere An<strong>am</strong>nese, noch normale Laborpar<strong>am</strong>eter<br />

eine organische Grundlage der Herzsensation ausschließen. Trotz zusätzlicher negativer Befunde<br />

weitergehender Untersuchungen, wie Echokardiographie, Szintigraphie oder Angiokardiographie,<br />

können wir das Fehlen einer organischen Grundlage der <strong>Erkrankung</strong> (...) nur vermuten. Erst wenn<br />

positive Zeichen einer Herzphobie hinzukommen, kann der Verdacht auf eine organisch nicht<br />

begründbare Herzphobie ausgesprochen werden.“ 559<br />

Nach Hahn gilt folgende Faustregel der Differentialdiagnose: „Je besorgter und hypochon-<br />

drischer ein Patient bei der Darstellung und Beschreibung seiner einmal aufgetretenen Herzbe-<br />

schwerden wirkt, desto weniger wahrscheinlich ist es, daß er an einer somatischen begründ-<br />

baren, d. h. koronarsklerotischen <strong>Erkrankung</strong> leidet. Je mehr aber ein Patient die einmal aufge-<br />

tretenen Beschwerden abwertet, desto sorgfältiger muß man die somatischen Untersuchungen<br />

einleiten und mit der Möglichkeit einer koronarsklerotischen Einwirkung auch dann rechnen,<br />

557 vgl. Csef in Nissen 2002, S. 110 f<br />

558 vgl. Schütz in Nutzinger und andere 1987, S. 40 f<br />

559 Schütz in Nutzinger und andere 1987, S. 40 f

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