Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...
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116 Die ‚Herzenurose’ – Annährung an ein vielfach diskutiertes Störungsbild Die Herzneurose – tatsächlich somatoforme autonome Funktionsstörung… hier nur dann, wenn Schwere, Ausmaß sowie Beschwerdevielfalt und Beschwerdedauer sowie die Beeinträchtigungen im psychosozialen Bereich nicht genügend durch diesen organischen Befund erklärt werden können. Somit liegt nicht die psychische Verursachung im Mittelpunkt der Betrachtung, sondern ein typisches Verhaltensmuster bezüglich kognitiver Überzeugungen und Interaktionsmuster – etwa zwischen Arzt und Patient. Der Begriff ‚somatoform‘ ersetzt quasi Termini wie ‚psychosomatisch‘ oder ‚vegetativ‘, funktionell‘ oder ‚psychogen‘; alles Be- griffe also, die die Krankheiten beschreiben, in denen das Krankheitsverhalten und das Erleben der Störung im Mittelpunkt steht. 460 Die Gesamtheit der somatoformen Störungen stellt sich als Gruppe sehr ungleicher Krankheitsbilder dar, die lediglich die Gemeinsamkeit haben, eine körperliche Symptomatik zu zeigen, die nicht organisch begründbar ist. 461 Insgesamt nimmt die ICD-10 folgende Unterteilung vor: Interessant für den Zusammenhang der Arbeit ist, dass die Herzneurose beziehungsweise Herz- phobie nach ICD-10 unter der Codierung F 45 .30 als somatoforme autonome Funktionsstö- rung des kardiovaskulären Systems ihre Verortung findet. Auf die Beschreibung der anderen Bereiche (F 45 .0 bis F 45 .9 außer F 45 .30) soll hier verzichtet werden, weil eine derartige Tiefe das Thema der Arbeit verfehlen würde. Zur Diagnose einer somatoformen autonomen Funktions- störung des kardiovaskulären Systems müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein: 460 vgl. Morschitzky 2000, S. 58 f 461 vgl. Csef 1995, S. 276 462 vgl. Morschitzky 2000, S. 60 462
Die ‚Herzenurose’ – Annährung an ein vielfach diskutiertes Störungsbild Die Herzneurose – tatsächlich somatoforme autonome Funktionsstörung… A) Es bestehen zunächst Symptome der vegetativen beziehungsweise autonomen Erregung, die vom Patienten einer körperlichen Erkrankung entweder einem oder mehreren (in der Regel zwei) Organen beziehungsweise Organsystemen zugeordnet werden, ohne dass ein organischer Befund erhoben werden kann. Die Symptome beziehen sich dabei auf folgende Bereiche: - Herz und kardiovaskuläres System - Oberer Gastrointestinaltrakt (Ösophagus und Magen) - Unterer Gastrointestinaltrakt - Respiratorisches System - Urogenitalsystem. B) Gleichzeitig müssen mindestens zwei der folgenden Symptome vegetativer Art vorhanden sein – diese stellen gleichzeitig die Hauptbegründung der Diagnose dar: 1) Herzklopfen (Palpitationen) 2) Heiße oder kalte Schweißausbrüche 3) Mundtrockenheit 4) Erröten beziehungsweise Hitzewallungen 5) Druck im Oberbauch, Kribbeln oder Unruhe im Bauch. C) Zusätzlich findet sich noch mindestens eines von verschiedenen Symptomen, die aber nur schwer objektivierbar sind: 1) Schmerzen in der Brust oder Druck in der Gegend des Herzens 2) Atemnot oder Hyperventilation 3) Außergewöhnliche Ermüdbarkeit bei nur leichter Anstrengung 4) Aerophagie, 463 Singultus 464 oder Brennen im Brustkorb / Oberbauch 5) Häufiger Stuhldrang 6) Erhöhte Miktionsfrequenz 465 oder Dysurie 466 7) Völlegefühl bzw. Gefühl der Überblähung 463 Luftschlucken 464 Schluckauf 465 erhöhte Frequenz der Harnblasenentleerung 466 schmerzhafter Harndrang 117
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störung des kardiovaskulären Systems müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein:<br />
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461 vgl. Csef 1995, S. 276<br />
462 vgl. Morschitzky 2000, S. 60<br />
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