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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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104<br />

Die ‚Herzenurose’ – Annährung an ein vielfach diskutiertes Störungsbild<br />

Symptombeschreibung und Patientenverhlaten einer hier noch nicht näher verorteten Störung<br />

Während der anfallsfreien Intervalle beschreibt Michaelis folgende Erscheinungen:<br />

- Innere Unruhe<br />

- Erwartungsangst (Furcht<br />

vor dem nächsten Anfall)<br />

- Straßenangst (Angst<br />

davor, der Anfall ereilt<br />

den Patienten außerhalb<br />

der Wohnung)<br />

- Klaustrophobie<br />

- Angst, alleine zu sein<br />

- Abgeschlagenheit<br />

- Vegetative Symptome wie<br />

etwa Fingerzittern<br />

- Auf das Herz gelenkte<br />

Aufmerks<strong>am</strong>keit<br />

- Schwindelgefühle<br />

- Sehstörungen<br />

- Schwindel-, Zitter- und<br />

Brechanfälle<br />

- Anfallprovozierbarkeit<br />

durch physische<br />

Anstrengung oder<br />

psychische Anspannung<br />

- Ausweitung phobischer<br />

Tendenzen<br />

- Depressive Verstimmung<br />

- Schlafstörungen<br />

- Eingeschränkter Appetit<br />

- Störungen der Potenz<br />

- Reizbarkeit, Ängstlichkeit<br />

und andere Persönlichkeitsveränderungen<br />

- Änderung der Befindlichkeit<br />

über den Tag<br />

hinweg (schlecht => gut)<br />

- Schlafsucht<br />

- Dauertachykardie (120 –<br />

140 Schläge/Minute) 415<br />

- Schonhaltung<br />

- Alkoholismus<br />

(beruhigende Wirkung des<br />

Alkohols)<br />

- Kontraphobisches<br />

Verhalten (besondere<br />

Belastung, um sich zu<br />

zeigen, dass man keine<br />

Angst haben muss). 416<br />

Eine zentrale Stellung nimmt hier mit Sicherheit das Schon- und Vermeidungsverhalten der<br />

betroffenen Patienten in den anfallsfreien Intervallen ein. „Das typische Krankheitsverhalten des<br />

Herzphobikers besteht in einem Vermeidungsverhalten, das auf eine größtmögliche Schonung<br />

des Herzens abzielt. „Überhaupt erscheinen ihnen viele harmlose Unternehmungen, die sie früher<br />

<strong>als</strong> Selbstverständlichkeit betrachtet hätten, <strong>als</strong> entsetzlich riskant, <strong>als</strong> eine Herausforderung des<br />

Schicks<strong>als</strong>: ... .“ 417<br />

Bei vielen anderen Patienten besteht eine Reihe anderer phobischer Symptome wie Straßen-<br />

angst, Angst vor Menschenans<strong>am</strong>mlungen, Warenhäusern, Lokalen, öffentlichen Verkehrs-<br />

mitteln, engen Räumen usw. Hervorzuheben ist die ausgeprägte Angst vor dem Alleinsein, die<br />

sich in dem Bedürfnis nach ständiger Anwesenheit eines möglichst vertrauten Menschen – in<br />

einer Ankl<strong>am</strong>merungstendenz zeigt. Zum typischen Krankheitsverhalten gehören ferner die<br />

ständige Kontrolle des Herzens und das Schonverhalten, beides leitet sich aus der Furcht bzw.<br />

der Überzeugung ab, herzkrank zu sein. 418<br />

415<br />

dies dürfte sicher dem so genannten Hyperkinetischen Herzsyndrom zugeordnet werden, das im Teil über die<br />

Differentialdiagnose noch besprochen wird<br />

416<br />

vgl. Michaelis 1970, S. 8 f<br />

417<br />

Richter & Beckmann 1973, S. 70<br />

418<br />

vgl. Nutzinger in Nutzinger und andere 1987, S. 26 f

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