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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Die ‚Herzenurose’ – Annährung an ein vielfach diskutiertes Störungsbild<br />

Symptombeschreibung und Patientenverhlaten einer hier noch nicht näher verorteten Störung<br />

Vorliegen eines durchgemachten Herzinfarktes. So sprachen auch die vom Patienten im Zu-<br />

s<strong>am</strong>menhang mit seinem ersten »Herzinfarkt« geschilderten Beschwerden nicht für das Vorlie-<br />

gen eines solchen. Genau befragt gab der Patient dann später an, er habe ähnliche Beschwer-<br />

den, wenn auch in geringerer Intensität, schon seit längerer Zeit vor seinem ersten »Herzin-<br />

farkt« gehabt, und zwar immer dann, wenn er öffentlich habe sprechen müssen. Er habe vor<br />

solchen Situationen intensive Angst gehabt, habe ihnen jedoch nicht ausweichen können, da<br />

seine berufliche Position derartige Reden notwendig machte. Er habe d<strong>am</strong><strong>als</strong> jedoch das Gefühl<br />

von Herzklopfen und Herzjagen, verbunden mit Mundtrockenheit und starkem Schwitzen, auf<br />

die Angst zurückgeführt und nicht das Gefühl gehabt, er sei in irgendeiner Form »herzkrank«.<br />

Dieses Gefühl habe er erst nach seinem »Herzinfarkt« gehabt, <strong>als</strong> die geschilderten Beschwerden<br />

bei den entsprechenden Anlässen auch in größerer Intensität aufgetreten seien.“ 401<br />

An diesem Beispiel wird deutlich, was grundlegend charakteristisch für das Störungsbild der<br />

Herzneurose ist: „Patienten mit Herzphobie sind durch drei Merkmale gekennzeichnet:<br />

1. Sie fühlen sich herzkrank.<br />

2. Ein organischer Befund, der ihre Herzbeschwerden erklären könnte, ist nicht nach-<br />

weisbar. ... .<br />

3. Im Angstanfall, den die Patienten meist <strong>als</strong> »Herzanfall« beschreiben, erleben sie<br />

panikartige Todesangst, die mit Tachykardien und vielgestaltigen psychovegetativen<br />

Symptomen verbunden ist. Die erlebte Bedrohung und den gefürchteten Tod projizieren<br />

sie auf das eigene Herz. Sie fürchten, das Herz könnte stehenbleiben oder zerreißen.“ 402<br />

Auch der im Fallbeispiel beschriebene Patient fühlt sich, wenn auch nicht von Anfang an,<br />

herzkrank, nachdem er einen ersten ‚Anfall‘ erlitten hatte. Kardiologische Untersuchungen haben<br />

auch bei ihm keinen Befund ergeben und der Patient erlebt die für die Herzneurose typische<br />

Todesangst.<br />

401 Schonecke & Herrmann in v. Uexküll 1981, S. 464<br />

402 Csef 1996, S. 771

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