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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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96<br />

Die ‚Herzenurose’ – Annährung an ein vielfach diskutiertes Störungsbild<br />

halb der internistischen oder nur innerhalb der psychiatrischen Sonderterminologie einen Platz<br />

geschaffen haben.“ 381<br />

Von der Aktualität des Begriffs ist auch L<strong>am</strong>precht überzeugt, nimmt aber eine Begriffs-<br />

erweiterung vor: „Die Herzneurose oder besser Herzangstneurose ist der heute akzeptierte<br />

Begriff durch die Beschreibung von Richter und Beckmann (...), für den früher eine Vielfalt von<br />

Begriffen, z. B. Effort-Syndrom, irritables Herz, Herzhypochondrie, Herzangstsyndrom, Herz-<br />

phobie usw. verwandt wurden.“ 382<br />

Was aber hat man sich unter einer Herzneurose genau vorzustellen? Bittners Beschreibung der<br />

Herzneurose eignet sich bestens 383 für einen ersten Einblick in Symptome und Entstehungs-<br />

hintergrund der <strong>Erkrankung</strong>, ohne dabei auf die Problematik der Bezeichnung, Verortung und<br />

Detailsymptomatik einzugehen: „Das ist nun recht typisch für Herzneurosen, daß eine an sich<br />

harmlose Herzaktion, sei es eine Pulsbeschleunigung, eine Extrasystole oder etwas anderes,<br />

f<strong>als</strong>ch interpretiert und <strong>als</strong> bedrohlich erlebt wird. Die erste Vorbedingung solcher Zustände ist<br />

<strong>als</strong>o die, daß man an seinem Körper Wahrnehmungen macht, auf die man normalerweise nicht<br />

achtet, und diese dann in bedrohlichem Sinne mißdeutet. Daraufhin schleift sich der Angstzirkel<br />

ein, der diese bedrohlichen Erscheinungen nach Art eines bedingten Reflexes hervorruft.“ 384 Zu<br />

den Entstehungsgründen sagt Bittner, dass speziell bei Kindern und Jugendlichen ein<br />

traumatisches Erlebnis, etwa der Herztod eines Verwandten, für die Entstehung einer derartigen<br />

Störung verantwortlich gemacht werden könne. 385 Schließlich scheint es so, <strong>als</strong> ob Herzneu-<br />

rotiker in der Kindheit keine ausreichende Selbstsicherheit ausbilden konnten. 386<br />

Insges<strong>am</strong>t kann man mit Csef sagen, dass sich in der Praxis ein verhältnismäßig gleichförmiger<br />

Beginn und Ablauf dieser <strong>Erkrankung</strong> findet, während in der Theorie immer noch Verwirrung<br />

herrscht. 387 Dieser Verwirrung – gerade um die Verortung und Bezeichnung der <strong>Erkrankung</strong> –<br />

wird dieses Kapitel im weiteren Verlauf Beachtung schenken. Zunächst soll aber ein kurzer<br />

geschichtlicher Rückblick weitere Informationen liefern.<br />

381<br />

Richter & Beckmann 1973, S. 2<br />

382<br />

L<strong>am</strong>precht in Machleidt und andere 1999 b, S. 131<br />

383<br />

natürlich ist mit dieser Beschreibung nur ein erster Blick auf die Störung unternommen – Symptomatik und<br />

Ätiopathogenese sind weitaus komplexer!<br />

384<br />

Bittner 1994, S. 39 f<br />

385<br />

vgl. Bittner 1994, S. 41<br />

386<br />

vgl. Richter & Beckmann 1969, zitiert nach Bittner 1994, S. 43<br />

387<br />

vgl. Csef 1985, S. 321

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