BOLD CAR No.06
MIT JEEP UND LAPP-TRAILER ÜBER DIE BERGE | DER NEUE CAMARO | INTERVIEW: CHRISTIANE PAUL | eMOBILITY | JAGUAR I-PACE | ROADTRIP: SEOUL | BIG CINEMA IN ROM | DER NEUE OPEL MOKKA X
MIT JEEP UND LAPP-TRAILER ÜBER DIE BERGE | DER NEUE CAMARO | INTERVIEW: CHRISTIANE PAUL | eMOBILITY | JAGUAR I-PACE | ROADTRIP: SEOUL | BIG CINEMA IN ROM | DER NEUE OPEL MOKKA X
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MOTION | INTERVIEW<br />
<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE | 51<br />
Ist dieser Weg der richtige?<br />
Bei Subventionen stellt sich immer die<br />
Frage der Nachhaltigkeit. Allerdings<br />
braucht es einen Fingerzeig. Bislang<br />
war der Motor das Herzstück des Automobils.<br />
Dies wandelt sich nun. Software<br />
wird immer bedeutender. Deutsche<br />
Autobauer haben die Batterieforschung<br />
verwaisen lassen und müssen dringend<br />
aufholen. Insbesondere, weil die<br />
Batterie einen großen Teil der Wertschöpfung<br />
ausmacht. Der staatlich geförderte<br />
Aufbau der Ladeinfrastruktur durchbricht<br />
die „Henne-Ei-Problematik“. Ohne<br />
eine große Elektroflotte will niemand in<br />
Ladestationen investieren – ohne Ladestationen<br />
bleiben die Elektroautos Ladenhüter.<br />
Unternehmen suchen nach neuen<br />
Geschäftsmodellen rund um die Elektromobilität.<br />
BMW und Daimler haben<br />
Kooperationen mit Unternehmen aus<br />
der Energiebranche geschlossen. Wie<br />
ist diese Art von Kooperationen einzuordnen?<br />
Sind sie ein wegweisender<br />
Schritt?<br />
Generell ist in unserer Industrielandschaft<br />
ein klarer Trend erkennbar. Egal<br />
ob Automobil, Telekommunikation, Energie,<br />
Finanzen etc. – die Verflechtungen<br />
zwischen den einzelnen Branchen werden<br />
immer stärker. Die Initial-zündung dazu<br />
war die Digitalisierung der Telekommunikationsbranche<br />
vor 20 Jahren. Inzwischen<br />
ist jeder mit jedem und alles mit<br />
allem vernetzt. Die dadurch entstehenden<br />
Daten werden zur Basis neuer Geschäfts-<br />
modelle. Auch die Mobilität der Zukunft<br />
wird gänzlich anders aussehen als heute.<br />
Konzerne werden ihr Geld zunehmend<br />
durch Dienstleistungen verdienen und<br />
verstärkt durch die Verwertung der<br />
Daten.<br />
Die Hardware des Autos wird modular,<br />
Funktionen werden dazu gekauft oder<br />
upgedatet. Auch das Recycling der Hardware<br />
wird zum Geschäft. Ausgediente<br />
Batterien aus Elektroautos werden von<br />
BMW und Daimler mithilfe von Partnerunternehmen<br />
zu stationären Batteriespeichern<br />
zusammengeschlossen und<br />
tragen so einen kleinen Beitrag zum<br />
Gelingen der Energiewende bei. Der<br />
Akku, das Herzstück der Elektromobilität,<br />
wird durch Forschungs- und<br />
Entwicklungsarbeit seit längerer Zeit<br />
optimiert. In zwei Jahren könnten die<br />
heutigen Lithium-Ionen-Batterien von<br />
einer neuen, leistungsfähigeren Generation<br />
abgelöst werden. Essentiell sind aber<br />
auch ökonomische Konzepte rund um den<br />
Akku. Es braucht Batteriestores, in denen<br />
Kunden Akkus kaufen, leasen, entsorgen<br />
oder auch tauschen können. Da es sich<br />
beim Akku um ein Verschleißteil handelt,<br />
benötigen Kunden die beschriebenen<br />
Stores als wichtige Anlaufstelle für die<br />
bestmögliche Nutzung ihres Fahrzeugs.<br />
Wie sieht Ihrer Meinung nach Mobilität<br />
in zehn Jahren aus?<br />
Unterschieden werden muss zwischen<br />
urbaner Mobilität und Fernverkehr.<br />
Im urbanen Bereich werden wir zeitnah<br />
sogenannte Mobilitätsprovider erleben,<br />
Unternehmen, die auf den Einzelnen<br />
abgestimmte Mobilitätspakete anbieten.<br />
Wie bei der Telekommunikation werden<br />
Pakete je nach „User“-Bedarf angeboten.<br />
Zum Beispiel U-Bahnfahrten, festgelegte<br />
Zugrouten, aber auch bestimmte Zeitkapazitäten<br />
für städtische Carsharing-<br />
Fahrzeuge.<br />
Das private Automobil wird in den<br />
großen Städten mehr und mehr<br />
verschwinden. Intermodale Konzepte,<br />
die Sharing-Angebote über sämtliche<br />
Verkehrsmittel anbieten, treten dann an<br />
ihre Stelle. Amsterdam will bis 2025 alle<br />
Verbrenner aus der Stadt verbannen.<br />
Hier sind natürlich Lösungen für die<br />
letzte Meile gefragt. An diesen Themen<br />
arbeiten wir sehr intensiv und entwickeln<br />
mit unseren Partnern Konzepte.<br />
In diesem urbanen Kontext können<br />
E-Autos ihre Stärken ideal ausspielen. Sie<br />
verursachen lokal keine Feinstaub- und<br />
CO 2<br />
-Emissionen und sind geräuscharm<br />
unterwegs. Neue Konzepte wie diese<br />
bieten Unternehmen große Chancen, zu<br />
Playern im Mobilitätsmarkt der Zukunft<br />
zu werden. Die Deutsche Bahn hat ein<br />
Pilotprojekt gestartet: In Berlin kann<br />
das Elektroauto zur Bahnfahrt hinzugebucht<br />
werden, um auch am Zielort<br />
mobil unterwegs sein zu können. Innovative<br />
Lösungen sind weit wichtiger als die<br />
Debatte um staatliche Zuschüsse. Dies<br />
muss die Automobilindustrie erkennen<br />
und die eigenen Geschäftsmodelle zügig<br />
anpassen, denn letztendlich ist das der<br />
Schlüsselfaktor für die Zukunftsfähigkeit<br />
der Branche. Die nächsten zehn Jahre<br />
werden hier entscheidend sein.