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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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wissen, warum ich hier bin?« Und wartete keine Antwort ab. »Wegen<br />

einer Frau. Jawohl. Wegen der verdammten Liebe meines verdammten<br />

Lebens. Mit der ich ganze drei Komma fünf Tage verbracht habe.<br />

Beweist das nicht, dass ich wirklich übergeschnappt bin? Q. e. d.,<br />

Spoono, altes Haus.«<br />

Und: »Wie soll ich es dir erklären? Dreieinhalb Tage, wie lange braucht<br />

man, um zu wissen, dass einem das Beste widerfahren ist, das Stärkste,<br />

das Größte? Ich schwör’s dir: als ich sie küsste, flogen gottverdammte<br />

Funken, yaar, glaub es oder glaub es nicht, sie sagte, das läge an der<br />

statischen Aufladung der Hotelteppiche, aber ich habe schon öfter<br />

Mädels im Hotelzimmer geküsst, und das war eindeutig das erste Mal,<br />

eindeutig einmalig. Verfluchte Elektroschocks, Mensch, ich zuckte vor<br />

Schmerz zurück.«<br />

Ihm fehlten die Worte, sie zu beschreiben, seine Frau aus Gletschereis,<br />

zu beschreiben, wie es gewesen war in dem Augenblick, als sein Leben,<br />

in Stücke gegangen, zu seinen Füßen gelegen hatte und sie zu dessen<br />

Sinn geworden war.<br />

»Du verstehst das nicht.« Er gab auf. »Vielleicht bist du nie jemandem<br />

begegnet, für den du die ganze Welt durchqueren würdest, für den du<br />

alles aufgeben und ins nächste Flugzeug steigen würdest. Sie hat den<br />

Everest bestiegen, Mann.<br />

Achttausendachthundertachtundvierzig Meter oder vielleicht<br />

achttausendachthundertzweiundachtzig. Bis zum Gipfel.<br />

Glaubst du, ich kann wegen einer solchen Frau nicht in einen Jumbo<br />

steigen?«<br />

Je angestrengter Gibril seine Leidenschaft für die Bergsteigerin Alleluja<br />

Cone zu erklären versuchte, desto stärker versuchte Saladin, die<br />

Erinnerung an Pamela heraufzubeschwören, aber sie stellte sich nicht<br />

ein. Zuerst war es Zeeny, die ihn heimsuchte, ihr Schatten, und dann,<br />

etwas später, tauchte überhaupt niemand mehr auf. Gibrils Leidenschaft<br />

machte Chamcha rasend vor Wut und Enttäuschung, aber Farishta<br />

merkte es nicht, klopfte ihm auf die Schulter, nur Mut, Spoono, jetzt<br />

dauert es nicht mehr lange.«<br />

Am hundertzehnten Tag ging Tavleen zur kleinen, ziegenbärtigen Geisel

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