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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Tischen, dieselben zusammengeknüllten Papierbälle in den<br />

Papierkörben, als ob auch das Haus gestorben und einbalsamiert worden<br />

wäre. »Mumifiziert«, sagte Zeeny und sprach damit wie immer das<br />

Unaussprechliche aus. »Du lieber Gott, das ist ja gespenstisch, nicht?«<br />

Es war in dem Augenblick, als der <strong>Die</strong>ner Vallabh die Flügeltür öffnete,<br />

die in den Blauen Salon führte, dass Saladin Chamcha den Geist seiner<br />

Mutter sah.<br />

Er stieß einen lauten Schrei aus, und Zeeny drehte sich auf dem Absatz<br />

um. »Da«, und er zeigte auf das entfernte dunkle Ende des Ganges, »kein<br />

Zweifel, dieser verdammte Zeitungssari, die dicken Schlagzeilen, der,<br />

den sie an dem Tag getragen hat, als sie, als sie -«, aber Vallabh hatte<br />

begonnen, mit den Armen zu schlagen wie ein schwacher, flügellahmer<br />

Vogel seine Flügel, verstehen Sie, Baba, es war nur Kasturba, Sie haben<br />

sie doch nicht vergessen, meine Frau, nur meine Frau. Meine Ayah<br />

Kasturba, mit der ich in den Tümpeln zwischen den Felsen gespielt habe.<br />

Bis ich groß genug war, um ohne sie zu gehen, und in einer Höhle ein<br />

Mann mit einer Elfenbeinbrille. »Bitte, Baba, kein Grund zur Aufregung,<br />

nur, als die Begum starb, schenkte Changez Sahib meiner Frau ein paar<br />

Kleidungsstücke, Sie haben doch nichts dagegen? Ihre Mutter war eine<br />

so großzügige Frau, als sie noch lebte, schenkte sie mit vollen Händen.«<br />

Nachdem Chamcha sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, fühlte er<br />

sich lächerlich.<br />

»Um Gottes willen, Vallabh«, murmelte er. »Um Gottes willen.<br />

Natürlich habe ich nichts dagegen.« Eine alte Steifheit bemächtigte sich<br />

Vallabhs; des alten Faktotums Recht auf freie Meinungsäußerung<br />

gestattete ihm, einen Tadel anzubringen:<br />

»Entschuldigung, Baba, aber Sie sollten Gott nicht lästern.«<br />

»Schau, wie er schwitzt«, flüsterte Zeeny weithin hörbar. »Er ist starr vor<br />

Schreck.« Kasturba betrat den Raum, und obwohl ihr Wiedersehen<br />

überaus herzlich war, lag immer noch etwas Verkehrtes in der Luft.<br />

Vallabh ging Bier und Thums Up holen, und als auch Kasturba sich<br />

entschuldigte, sagte Zeeny sofort:<br />

»Irgendetwas ist hier faul. Sie verhält sich, als gehöre die ganze Bude<br />

ihr. Ihr Auftreten. Und der alte Mann hatte Angst.<br />

<strong>Die</strong> zwei führen etwas im Schilde, das wette ich.« Chamcha versuchte,<br />

sachlich zu bleiben. »Sie sind hier die meiste Zeit allein, schlafen

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