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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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»dem Schwein sämtliche Knochen im Leib zu brechen«, so dass Gibril<br />

die Aufzüge von Everest Vilas eine Zeitlang nur in Begleitung von<br />

Leibwächtern bestieg; am schlimmsten aber waren die Andeutungen<br />

hinsichtlich seiner nächtlichen Besuche im Rotlichtbezirk der Stadt, wo<br />

er, so wurde gemunkelt, diverse Etablissements in der Foras Road<br />

aufsuchte und ihn die Dadas hinauswarfen, weil die Frauen verletzt<br />

wurden. »Einige sollen böse zugerichtet worden sein«, sagte George.<br />

»<strong>Die</strong> Rede ist von hohen Schweigegeldern. Ich weiß auch nicht. <strong>Die</strong><br />

Leute reden ja so viel. <strong>Die</strong>se Pimple musste sich natürlich gleich<br />

dranhängen. Der Mann, der Frauen hasst. Mit der ganzen Geschichte<br />

macht sie sich zum Femme fatale-Star. Aber etwas liegt bei Farishta<br />

ziemlich im Argen. Sie kennen ihn, hab’ ich gehört«, schloss George und<br />

blickte Salahuddin an; welcher errötete.<br />

»Flüchtig. Nur durch den Flugzeugabsturz und so weiter.« Er war<br />

aufgewühlt. Anscheinend hatte Gribril es nicht geschafft, seinem inneren<br />

Dämon zu entfliehen. Er, Salahuddin, hatte geglaubt - naiverweise, wie<br />

sich jetzt herausstellte -, dass die Ereignisse von Brickhall, als Gibril ihm<br />

während des Brands das Leben rettete, in gewisser Weise sie beide<br />

gereinigt, die Dämonen in das verzehrende Feuer gejagt hätten, ja, dass<br />

die Liebe bewiesen hätte, dass sie eine Macht ausüben konnte, die<br />

ebenso groß war wie die des Hasses, dass die Tugend die Menschen<br />

ebenso verändern konnte wie das Laster. Aber nichts währte ewig; keine<br />

Heilung, so schien es, war vollkommen.<br />

»Das Filmgeschäft steckt voller Verrückter«, sagte Swatilekha liebevoll<br />

zu George. »Schau dich nur selber an.«<br />

Aber Bhupen wurde ernst. »Für mich war Gibril immer eine positive<br />

Kraft«, sagte er. »Ein Schauspieler aus einer Minderheit, der Rollen aus<br />

vielen Religionen spielt und akzeptiert wird. Wenn er nicht mehr beliebt<br />

ist, dann ist das ein schlechtes Zeichen.«<br />

Zwei Tage später las Salahuddin Chamchawala in den<br />

Sonntagszeitungen, dass eine internationale Bergsteigergruppe,<br />

unterwegs, um den Hidden Peak zu besteigen, in Bombay eingetroffen<br />

sei; und als er sah, dass die berühmte »Königin des Everest«, Miss<br />

Alleluja Cone, dabei war, überkam ihn das seltsame Gefühl, gehetzt zu<br />

werden, der Eindruck, dass die Schatten seiner Phantasie in die wirkliche<br />

Welt hinaustraten, dass die Vorsehung die langsame, tödliche Logik

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