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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Er wurde sich bewusst, dass er ein reicher Mann war. Gemäß den<br />

Verfügungen in Changez’ Testament sollten das riesige Vermögen und<br />

die Myriaden Geschäftsbeteiligungen von einer Gruppe erfahrener<br />

Treuhänder verwaltet werden, wobei das Einkommen zu gleichen Teilen<br />

auf drei Personen aufgeteilt werden sollte: Changez’ zweite Frau<br />

Nasreen, Kasturba, die er in dem Dokument als »in jedem Sinn des<br />

Wortes meine dritte Frau« bezeichnete, und seinem Sohn Salahuddin.<br />

Nach dem Tod der beiden Frauen konnte der Trust allerdings aufgelöst<br />

werden, wann immer Salahuddin wollte: kurz, er erbte alles.<br />

»Unter der Bedingung«, hatte Changez Chamchawala boshaft zur<br />

Auflage gemacht, »dass der Schlingel das Geschenk annimmt, das er<br />

zuvor verschmähte, nämlich das in Solan, Himachal Pradesh gelegene<br />

requirierte Schulhaus.« Changez mochte einen Walnussbaum gefällt<br />

haben, aber er unternahm nie den Versuch, Salahuddin aus dem<br />

Testament zu streichen.<br />

<strong>Die</strong> Häuser in Pali Hill und Scandal Point waren allerdings aus dieser<br />

Verfügung ausgeklammert. Das erstere ging vollständig an Nasreen<br />

Chamchawala, das letztere wurde mit sofortiger Wirkung alleiniger<br />

Besitz von Kasturbabai, die sofort ihre Absicht kundtat, das alte Haus an<br />

Makler zu verkaufen. Das Anwesen war Millionen wert, und Kasturba<br />

neigte, was Grundbesitz anging, nicht zu Sentimentalitäten. Salahuddin<br />

protestierte lautstark und wurde knallhart abgeschmettert. »Ich habe<br />

mein ganzes Leben hier verbracht«, teilte sie ihm mit.<br />

»Also habe ich allein zu bestimmen.« Nasreen Chamchawala stand dem<br />

Schicksal des alten Hauses völlig gleichgültig gegenüber. »Ein<br />

Wolkenkratzer mehr, ein Stück altes Bombay weniger«, sagte sie<br />

achselzuckend. »Wo ist der Unterschied?<br />

Städte ändern sich.« Sie bereitete schon ihren Umzug nach Pali Hill vor,<br />

nahm die Schmetterlingskästen von der Wand, versammelte die<br />

ausgestopften Vögel in der Eingangshalle.<br />

»Lasse doch«, sagte Zeeny Vakil. »In dem Museum könntest du sowieso<br />

nicht leben.«<br />

Natürlich hatte sie Recht; kaum hatte er sich entschlossen, der Zukunft<br />

ins Auge zu blicken, als er auch schon herumhing und das Ende seiner<br />

Kindheit beklagte. »Ich bin auf dem Sprung zu einem Treffen mit

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