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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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PR-Agentur und deren Tochterunternehmen waren von einem<br />

amerikanischen Leviathan geschluckt worden, und es war<br />

wahrscheinlich, dass Hal auf dem Rückzug war, nachdem der<br />

transatlantische Drache, den zu zähmen er ausgezogen war, ihn<br />

bezwungen hatte. Es war nicht leicht, für Valance Mitgefühl zu<br />

empfinden, arbeitslos und nur noch ein paar letzte Millionen schwer,<br />

verlassen von seiner geliebten Mrs. Torture und ihren Kumpanen, in das<br />

Abseits relegiert, das abgelegten Favoriten vorbehalten war und das er<br />

mit geplatzten Unternehmer—Eierköpfen, Börsenspekulanten und<br />

abgefallenen Ex-Ministern teilte; Chamcha jedoch, der ans Totenbett<br />

seines Vaters flog, befand sich in einem Zustand so hochfliegender<br />

Emotionen, dass er selbst für den bösen Hal einen Abschiedskloß im<br />

Hals zustande brachte. An wessen Billardtisch, sinnierte er, spielt Baby<br />

jetzt?<br />

Der Krieg zwischen Männern und Frauen in Indien schien an Heftigkeit<br />

nicht nachzulassen. Im Indian Express las er einen Bericht über den<br />

letzten »Brautselbstmord«. Der Ehemann, Prajapati, hat sich aus dem<br />

Staub gemacht. Auf dem wöchentlichen Heiratsmarkt in den<br />

Kleinanzeigen forderten die Eltern junger Männer noch immer - und<br />

offerierten die Eltern junger Frauen stolz - Bräute mit »weizenfarbenem«<br />

Teint.<br />

Chamcha erinnerte sich an Zeenys Freund, den Dichter Bhupen Gandhi,<br />

der über derlei Dinge mit leidenschaftlicher Verbitterung gesprochen<br />

hatte. »Wie können wir andere wegen ihrer Vorurteile anklagen, wenn<br />

unsere eigenen Hände so schmutzig sind?« hatte er gewettert. »Viele von<br />

euch in Großbritannien sprechen von Opfern. Ich war nicht dort, ich<br />

kenne eure Lage nicht, aber aus meiner persönlichen Erfahrung heraus<br />

habe ich es noch nie als angenehm empfunden, als Opfer bezeichnet zu<br />

werden. In Klassenbegriffen bin ich es offensichtlich nicht. Selbst in<br />

kultureller Hinsicht findet man hier all die Bigotterien, all die<br />

Vorgehensweisen, die man mit Unterdrückung in Verbindung bringt.<br />

Während viele Inder also zweifellos unterdrückt werden, bin ich nicht<br />

der Ansicht, dass auch nur einer von uns eine solch glänzende Rolle für<br />

sich beanspruchen kann.«<br />

»<strong>Die</strong> Schwierigkeit mit Bhupens radikaler Kritik ist«, hatte Zeeny<br />

bemerkt, »dass Reaktionäre wie Salad Baba sie nur zu gern schlucken.«

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