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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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seit vielen Jahren eine Knabenschule beherbergte, offenbarte sich das<br />

Geschenk auch noch als mutwillige Täuschung. Was kümmerte es<br />

Chamcha, dass die Schule bereit gewesen wäre, ihn bei jedem Besuch,<br />

den er zu unternehmen dachte, wie ein Staatsoberhaupt zu empfangen,<br />

Aufmärsche und gymnastische Schauübungen zu inszenieren?<br />

Derlei Dinge sprachen Changez’ enorme Eitelkeit an, aber Chamcha<br />

wollte davon nichts wissen. Das Entscheidende war, die Schule wollte<br />

drinbleiben; daher war das Geschenk wertlos und bereitete<br />

möglicherweise auch noch Kopfschmerzen mit den Behörden. Er schrieb<br />

seinem Vater einen Brief, in dem er das Angebot ablehnte. Das war das<br />

letzte Mal gewesen, dass Changez Chamchawala ihm irgendetwas zu<br />

schenken versuchte. Zuhause entfernte sich von dem verlorenen Sohn.<br />

»Ich vergesse nie ein Gege-Gesicht«, sagte Sisodia. »Sie sind<br />

Mimi-Mimis Freund. Der Überlebende der Bostan. Wusste ich gleich, als<br />

ich Sie am Gaga-Gate dudurchdrehen sah.<br />

Hoffentlich ist es jetzt nicht so schschlimm für Sie.« Saladin sank das<br />

Herz in die Hose, und er schüttelte den Kopf, neinnein, alles in Ordnung,<br />

wirklich. Sisodia zwinkerte mit funkelnden Augen und kniemäßig böse<br />

einer Stewardess zu und orderte einen weiteren Whisky.<br />

»Jaja-jammerschade das mit Gibril und seiner Freundin«, fuhr Sisodia<br />

fort. »Hatte so einen netten Namen, Alla-Alla—Alleluja. Und der Knabe,<br />

welch ein Nanaturell, so was von eiei-eifer-süchtig. Schwierig für ein<br />

momo-modernes Mama-Mädchen. Haben sich get-t-trennt.«<br />

Saladin tat wiederum, als schliefe er. Ich bin soeben erst von der<br />

Vergangenheit genesen. Weg, hau ab.<br />

Erst vor fünf Wochen, anlässlich der Hochzeit von Mishal Sufyan und<br />

Hanif Johnson, hatte er seine Genesung formell für abgeschlossen<br />

erklärt. Nach dem Tod ihrer Eltern im brennenden Shaandaar war Mishal<br />

von schrecklichen, unlogischen Schuldgefühlen heimgesucht worden, die<br />

dazu führten, dass ihr ihre Mutter im Traum erschien und Vorhaltungen<br />

machte: »Hättest du mir nur den Feuerlöscher gegeben, als ich dich<br />

darum bat. Hättest du nur ein wenig kräftiger geblasen. Aber du hörst ja<br />

nie auf das, was ich sage, und deine Lungen sind so kaputt von<br />

Zigaretten, du könntest nicht einmal eine Kerze ausblasen, geschweige<br />

denn ein brennendes Haus.« Unter den gestrengen Augen des Geistes<br />

ihrer Mutter zog sie aus Hanifs Wohnung aus, nahm sich ein Zimmer bei

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