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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Tage, als er nichts falsch machen konnte, waren vorbei; sein zweiter<br />

Film, Mahound, war auf nur jedes vorstellbare religiöse Riff gelaufen<br />

und spurlos untergegangen.<br />

»Wissen Sie, er entschied sich für andere Produzenten«, klagte Sisodia.<br />

»<strong>Die</strong> Gigier des Stars. Bei mir stistimmen die Tricks immer, und den<br />

guten Gege-Geschmack kriegen Sie bei mir auch.« Saladin Chamcha<br />

schloss die Augen und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Wegen seiner<br />

Flugangst hatte er den Whisky zu schnell getrunken, und jetzt schwirrte<br />

ihm der Kopf.<br />

Sisodia schien sich nicht an seine frühere Verbindung mit Farishta zu<br />

erinnern, was gut so war. <strong>Die</strong> Vergangenheit: dorthin gehörte die<br />

Verbindung. »Sisi-Sridevi als Lakschmi«, tönte Sisodia nicht sehr<br />

vertraulich. »Das ist massives Go-gold.<br />

Sie sind doch Scha-Schauspieler. Sie sollten wieder zu Haha-Hause<br />

arbeiten. Rufen Sie mich mal an. Vielleicht kommen wir ins Geschäft.<br />

<strong>Die</strong>ser Film: massives Plapla-Platin.«<br />

Chamcha drehte sich der Kopf. Welch seltsame Bedeutungen Wörter<br />

annahmen. Erst vor wenigen Tagen hätte ihm dieses zu Hause falsch<br />

geklungen. Aber jetzt lag sein Vater im Sterben, und alte Emotionen<br />

streckten die Fangarme aus, um ihn zu packen. Vielleicht verdrehte sich<br />

auch seine Zunge wieder, schickte, zusammen mit dem Rest von ihm,<br />

auch seinen Akzent ostwärts. Er traute sich kaum, den Mund<br />

aufzumachen.<br />

Vor nahezu zwanzig Jahren, als der junge und frisch umgetaufte Saladin<br />

am Rand der Londoner Theaterszene seinen Lebensunterhalt<br />

zusammenkratzte, um eine sichere Entfernung zu seinem Vater<br />

einzuhalten, und als Changez sich in andere Richtungen zurückzog,<br />

ebenso einsiedlerisch wie religiös wurde, damals hatte der Vater eines<br />

Tages aus heiterem Himmel seinem Sohn geschrieben und ihm ein Haus<br />

angeboten. <strong>Die</strong> Immobilie war ein verschachteltes Landhaus in den<br />

Bergen von Solan. »Mein erster eigener Besitz«, schrieb Changez, »und<br />

daher ist es auch das erste, was ich dir schenke.« Saladins unmittelbare<br />

Reaktion darauf war, dies als eine Falle anzusehen, als einen Weg, ihn an<br />

Zuhause zu binden, an das Gewebe der Macht seines Vaters; und als er<br />

erfuhr, dass der Solansche Besitz schon seit langem von der indischen<br />

Regierung als Gegenleistung für eine nominelle Miete requiriert war und

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