10.12.2012 Aufrufe

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

grünlich in der Dunkelheit.<br />

Aischa in der Nacht: sie schlich durch die Schatten, legte sich nieder,<br />

erhob sich wieder zu ihrem Streifzug. Ungewissheit war um sie, dann<br />

Schwerfälligkeit, und sie schien sich in den Schatten der Moschee<br />

aufzulösen. Im Morgengrauen kehrte sie zurück.<br />

Nach dem Morgengebet bat sie die Pilger, sich an sie richten zu dürfen;<br />

diese willigten voll Zweifel ein.<br />

»Letzte Nacht sang der Engel nicht«, sagte sie. »Dagegen sprach er zu<br />

mir über den Zweifel, und wie der Teufel ihn sich zunutze macht. Ich<br />

sagte, aber sie zweifeln an mir, was kann ich tun? Er antwortete: Nur ein<br />

Beweis lässt den Zweifel verstummen.«<br />

Sie hatte ihre volle Aufmerksamkeit. Als nächstes sagte sie ihnen, was<br />

Mirza Said ihr in der Nacht vorgeschlagen hatte. »Er meinte, ich solle<br />

meinen Engel fragen, aber ich weiß es besser«, rief sie. »Wie könnte ich<br />

zwischen euch wählen?<br />

Entweder wir alle oder keiner.«<br />

»Warum sollten wir dir folgen«, fragte der Sarpanch, »nach all den<br />

Toten, dem Baby, nach all dem?«<br />

»Weil ihr gerettet seid, wenn die Wasser sich teilen. Ihr werdet in die<br />

Herrlichkeit des Allerhöchsten eintreten.«<br />

»Welche Wasser?« brüllte Mirza Said. »Wie teilen sie sich?«<br />

»Folgt mir«, schloss Aischa, »und rechtet mich nach ihrer Teilung.«<br />

Sein Angebot hatte eine alte Frage enthalten: Was für eine An Idee bist<br />

du? Sie wiederum hatte ihm eine alte Antwort gegeben. Ich war<br />

versucht, doch bin ich gestärkt, bin kompromisslos, absolut, rein.<br />

Es war Flut, als der Aischa-Pilgerzug eine Gasse beim Holiday Inn<br />

entlangmarschierte, dessen Fenster voll mit Freundinnen von Filmstars<br />

waren, die ihre neuen Polaroid-Kameras ausprobierten; als die Pilger<br />

spürten, wie der Asphalt der Stadt zu Kies und dann zu weichem Sand<br />

wurde; als sie auf einmal durch einen dicken Mulch aus modernden<br />

Kokosnüssen weggeworfenen Zigarettenschachteln Ponykacke nicht<br />

abbaubaren Flaschen Obstschalen Quallen und Papier wateten, dann über<br />

mittelbraunen Sand, überragt von hohen, geneigten Kokospalmen und<br />

den Baikonen von Luxus-Seeblick-Wohnblocks, vorbei an Horden

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!