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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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»Das Entwenden dieser Tradition durch sogenannte Aischa Bibiji ist<br />

eklatante und bewusste Anheizung schon angespannter Situation.« »Es<br />

wird keinen Ärger geben«, brach die Kahin ihr Schweigen.<br />

Gibril träumte einen Vorort:<br />

Als die Aischa Hadsch sich Sarang näherte, dem äußersten Vorort der<br />

großen Metropole am Arabischen Meer, zu welchem das visionäre<br />

Mädchen sie führte, verdoppelten Journalisten, Politikos und Polizei ihre<br />

Besuche. Zu Anfang drohten die Polizisten, den Marsch gewaltsam<br />

aufzulösen, die Politiker hingegen verwiesen darauf, dass dies ganz nach<br />

einem sektiererischen Akt aussehen würde und zu Ausbrüchen<br />

kommunalistischer Gewalt im ganzen Land führen könnte.<br />

Schließlich willigten die Polizeigewaltigen ein, dass der Marsch<br />

fortgesetzt werden könne, maulten aber drohend, dass sie sich nicht in<br />

der Lage sähen, »für die Sicherheit der Pilger zu garantieren«. Mishal<br />

Akhtar sagte: »Wir ziehen weiter.«<br />

<strong>Die</strong> Vorstadt Sarang verdankte ihren relativen Wohlstand beträchtlichen<br />

Kohlenlagern in der Umgebung. Es stellte sich heraus, dass die Bergleute<br />

von Sarang, Männer, die ihr Leben damit verbrachten, Stollen in die<br />

Erde zu treiben - sie zu »teilen«, wie man sagen könnte -, den Gedanken<br />

unerträglich fanden, ein Mädchen könnte, mit einer Handbewegung, mit<br />

dem Meer dasselbe tun. Kader gewisser kommunalistischer<br />

Gruppierungen hatten sich daran gemacht, die Bergleute zur Gewalt<br />

aufzuwiegeln, und infolge der Aktivitäten dieser Agents provocateurs<br />

bildete sich ein Mob, der auf Transparenten forderte: KEINE<br />

ISLAMISCHE PADYATRA!<br />

SCHMETTERLINGSHEXE RAUS!<br />

In der Nacht, bevor sie Sarang betreten sollten, richtete Mirza Said einen<br />

weiteren vergeblichen Appell an die Pilger: »Gebt auf«, beschwor er sie<br />

vergeblich. »Morgen werden wir alle umgebracht.« Aischa flüsterte<br />

Mishal etwas ins Ohr, worauf diese sagte: »Lieber ein Märtyrer sein als<br />

ein Feigling. Gibt es hier irgendwelche Feiglinge?«<br />

Einen gab es. Sri Srinivas, Erforscher des Grand Canyon, Besitzer einer<br />

Spielzeugfabrik, dessen Motto Kreativität und Ehrlichkeit war, schlug<br />

sich auf Mirza Saids Seite. Als ein ergebener Anhänger der Göttin

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