10.12.2012 Aufrufe

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Folgerungen<br />

Mishal Sufyan steht vor dem Shaandaar, als sie auftauchen, weint um<br />

ihre Eltern, wird von Hanif getröstet. Jetzt bricht Gibril zusammen;<br />

Saladin noch immer auf den Armen, verliert er zu Mishals Füßen das<br />

Bewusstsein.<br />

Jetzt sind Mishal und Hanif mit den beiden bewusstlosen Männern in<br />

einem Rettungswagen, und während Chamcha eine Sauerstoffmaske auf<br />

Nase und Mund hat, redet Gibril, der an nichts Schlimmeres als<br />

Erschöpfung leidet, im Schlaf: ein wirres Gefasel von einer<br />

Zaubertrompete und dem Feuer, das er, wie Musik, aus ihrer Öffnung<br />

blies. Und Mishal, die Chamcha als Teufel in Erinnerung hat und<br />

inzwischen nichts mehr für unmöglich hält, wundert sich: »Glaubst du -<br />

?« Doch Hanif ist entschieden, bestimmt. »Auf keinen Fall. Das ist<br />

Gibril Farishta, der Schauspieler, erkennst du ihn denn nicht? Der<br />

Ärmste spielt wohl nur eine Filmszene nach.« Mishal lässt nicht locker.<br />

»Aber Hanif«, und da wird er emphatisch. Mit sanfter Stimme,<br />

schließlich ist sie eben erst Waise geworden, bleibt er fest.<br />

»Was hier heute Nacht in Brickhall geschehen ist, ist ein soziopolitisches<br />

Phänomen. Sitzen wir nicht irgendeinem verdammten Mystizismus auf.<br />

Es geht hier um Geschichte: um ein Ereignis in der Geschichte<br />

Großbritanniens. Um den Prozess der Veränderung.«<br />

Sofort ändert sich Gibrils Stimme, ebenso sein Thema. Er erwähnt Pilger<br />

und ein totes Baby und wie in »<strong>Die</strong> zehn Gebote« und ein verfallendes<br />

Herrenhaus und einen Baum; denn nach dem reinigenden Feuer träumt er<br />

zum allerletzten Mal einen seiner Serienträume; und Hanif sagt: »Hör<br />

doch, Mishu, Liebling. Alles nur Schein, nichts weiter.« Er legt den Arm<br />

um sie, küsst sie auf die Wange, hält sie fest. Bleib bei mir.<br />

<strong>Die</strong> Welt ist wirklich. Wir müssen darin leben; wir müssen hier leben,<br />

weiterleben.<br />

In dem Moment schreit Farishta, noch immer im Schlaf, so laut er kann.<br />

»Mishal! Komm zurück! Es ist nichts! Mishal, um Himmels willen, kehr<br />

um, komm zurück, komm zurück.«

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!