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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Zahnbehandlungsunterlagen herangezogen werden mussten, waren im<br />

Fotokopierraum aufgefunden worden. »Mehr wissen wir nicht.« Ende.<br />

Ich weiß mehr.<br />

Ich habe jedenfalls noch Fragen. Beispielsweise nach einem nicht näher<br />

gekennzeichneten blauen Mercedes-Lieferwagen, der Walcott Roberts’<br />

Wagen und dann Pamela Chamchas MG<br />

verfolgte. Nach den Männern, die aus diesem Lieferwagen stiegen, die<br />

Gesichter hinter Halloween-Masken versteckt, und just in dem<br />

Augenblick, als Pamela die Haustür öffnete, in die Büroräume des<br />

AMKA stürmten. Und danach, was in diesen Büroräumen wirklich<br />

geschah, da purpurne Backsteine und kugelsicheres Glas nicht ohne<br />

weiteres vom menschlichen Auge durchdrungen werden können. Und<br />

schließlich nach dem Verbleib einer roten Plastikmappe sowie der<br />

Dokumente, die sie enthielt.<br />

Inspektor Kinch? Sind Sie noch da?<br />

Nein. Er ist weg. Er hat keine Antworten für mich.<br />

Hier kommt Mr. Saladin Chamcha, im Kamelhaarmantel mit dem<br />

Seidenkragen. Wie ein kleiner Gauner hetzt er die High Street entlang.<br />

Der nämliche, schreckliche Mr. Chamcha, der soeben einen Abend in<br />

Gesellschaft der verzweifelten Alleluja Cone verbracht hat, ohne auch<br />

nur einen Funken Reue zu verspüren. »Ich seh’ ihm auf den Fuß«, sagte<br />

Othello über Jago, »doch das ist Fabel.« Auch ist Chamcha nicht mehr<br />

fabelhaft; seine Menschlichkeit ist genügend Form und Erklärung für<br />

seine Tat. Er hat zerstört, was er nicht ist und nicht sein kann, hat Rache<br />

genommen, Verrat mit Verrat vergolten, und er hat es getan, indem er<br />

die Schwäche seines Feindes ausgenutzt, seine ungeschützte Ferse<br />

verletzt hat.<br />

Darin liegt Befriedigung. Dennoch, da rennt Mr. Chamcha. <strong>Die</strong> Welt ist<br />

voller Wut und Geschehen. <strong>Die</strong> Dinge sind in der Schwebe. Ein Gebäude<br />

brennt.<br />

Bumba, schlägt sein Herz. Dumba, bumba, dadum.<br />

Jetzt sieht er das Shaandaar in Flammen stehen und kommt schliddernd<br />

zum Stehen. <strong>Die</strong> Brust ist ihm eng geworden - ba-dumba! -, und er hat<br />

Schmerzen im linken Arm. Er merkt es nicht, starrt auf das brennende

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