10.12.2012 Aufrufe

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

im Taxi, »dann führ mich nicht in Lokale, die dir nicht so ganz gefallen.«<br />

»›Minnamin, Gut mag alkan, Pern dirstan‹«, erwiderte Chamcha. »Das<br />

bedeutet: ›Mein Liebling, Gott macht hungrig, der Teufel durstig.‹<br />

Nabokov.«<br />

»Er schon wieder«, beschwerte sich Gibril. »Und welche Sprache?«<br />

»Selbsterfunden. Das erzählt Kinbotes zemblisches Kindermädchen ihm<br />

als Kind. In Fahles Feuer.«<br />

»Perndirstan«, erwiderte Farishta. »Klingt wie ein Land: die Hölle<br />

vielleicht. Ich für mein Teil geb’s auf. Wie soll man einen Autor lesen,<br />

der in einem selbsterfundenen Kauderwelsch schreibt?«<br />

Sie waren schon fast bei Allies Wohnung, die auf die Brickhall Fields<br />

hinausging. »Der Dramatiker Strindberg«, sagte Chamcha<br />

geistesabwesend, als folgte er einem tiefgründigen Gedankengang,<br />

»heiratete nach zwei unglücklichen Ehen eine berühmte und reizende<br />

zwanzigjährige Schauspielerin namens Harriet Bosse. Im<br />

Mittsommernachtstraum war sie ein großartiger Puck. Ebenfalls für sie<br />

schrieb er: die Rolle der Eleonora in Ostern. Ein »Friedensengel«. <strong>Die</strong><br />

jungen Männer waren verrückt nach ihr, und Strindberg, na, der war so<br />

eifersüchtig, dass er fast den Verstand verlor. Er versuchte, sie im Haus<br />

einzusperren, den Männerblicken zu entziehen. Sie wollte reisen; er<br />

kaufte ihr Reisebücher. Es war wie in dem alten Cliff Richard-Song:<br />

Gonna, lock her up in a trunk so no big hunk can steal her away from<br />

me.«<br />

Farishtas schwerer Kopf nickte wissend. Er war ins Träumen gekommen.<br />

»Und was geschah dann?« erkundigte er sich, als sie ihr Ziel erreicht<br />

hatten. »Sie verließ ihn«, erklärte Chamcha unschuldig. »Sie sagte, sie<br />

könne ihn nicht mit der menschlichen Rasse in Einklang bringen.«<br />

Alleluja Cone las auf dem Weg von der U-Bahn nach Hause den<br />

glückstaumelnden Brief ihrer Mutter aus Stanford, Calif.<br />

»Wenn man dir sagt, dass Glück sei unerreichbar«, schrieb Alicja in<br />

langen, verschlungenen, zurückgelehnten, linkshändigen Lettern,<br />

»verweise sie doch freundlicherweise an mich. Ich rücke ihnen den Kopf<br />

zurecht. Ich habe es zweimal gefunden, das erste Mal, wie du weißt, mit<br />

deinem Vater, das zweite Mal mit diesem netten, starken Mann, dessen<br />

Gesicht exakt von der Farbe der Orangen ist, die hier überall in der<br />

Gegend wachsen. Zufriedenheit, Allie. Geht über Erregung.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!