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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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wieder zurück zu den Innenseiten von Allies Schenkeln, ihren<br />

verhangenen Augen, dem vollendeten Tal über ihrem Po, den kleinen<br />

Schreien. Das war ein Mann, der in höchster Gefahr schwebte, endgültig<br />

aus den Fugen zu geraten. <strong>Die</strong> wilde Energie, die manische<br />

Ausführlichkeit seiner Beschreibungen verrieten Chamcha, dass er seine<br />

Dosen wieder zurückgeschraubt hatte, dass er dem Gipfel eines<br />

geisteskranken Hochs entgegenwallte, jenem Zustand fiebriger Erregung,<br />

der in einer Hinsicht (so jedenfalls Allie) wie Sturzbesoffenheit war,<br />

nämlich dass Gibril sich an nichts erinnern konnte, was er sagte oder tat,<br />

wenn er, was unvermeidlich war, wieder zurück auf den Boden kam.<br />

Immer weiter ging es mit den Beschreibungen, die ungewöhnliche Länge<br />

ihrer Brustwarzen, ihre Abneigung dagegen, dass man sich ihren Nabel<br />

vornahm, die Sensibilität ihrer Zehen.<br />

Chamcha sagte sich, Wahnsinn hin oder her, was das ganze Sexgerede<br />

enthüllte (denn da war auch Allie in dem Citroen gewesen), war die<br />

Schwäche ihrer sogenannten »grande passion« - ein Ausdruck, den Allie<br />

nur halb im Scherz benutzt hatte - , denn, mit einem Wort, es war nichts<br />

sonst dran, das trug; es gab schlicht keinen anderen Aspekt ihres<br />

Zusammenseins, von dem sie schwärmen konnten. Gleichzeitig merkte<br />

er allerdings, dass er erregt wurde. Er sah sich vor Allies Fenster stehen,<br />

während sie nackt wie eine Schauspielerin auf der Leinwand dastand und<br />

eine Männerhand sie auf tausend Arten streichelte, sie der Ekstase immer<br />

näher brachte; dann sah er sich als das Händepaar, fast spürte er ihre<br />

Kühle, wie sie sich unter ihnen wand, hörte ihre Schreie. Er beherrschte<br />

sich.<br />

Sein Verlangen widerte ihn an. Sie war unerreichbar; das war der pure<br />

Voyeurismus, und er würde ihm nicht erliegen. Doch das Verlangen, das<br />

Gibrils Enthüllungen entfacht hatten, ließ ihn nicht los.<br />

Gibrils Sexbesessenheit, gemahnte Chamcha sich, machte die Sache<br />

eigentlich einfacher. »Sie ist wirklich eine sehr attraktive Frau«,<br />

murmelte er versuchsweise und wurde mit einem wütenden,<br />

verkniffenen Blick belohnt. Daraufhin legte Gibril, sich ostentativ<br />

beherrschend, Saladin den Arm um die Schultern und tönte:<br />

»Entschuldige, Spoono, ich bin ein übellauniger Mistkerl, wenn es um<br />

sie geht. Aber du und ich!<br />

Wir sind doch Bhai-Bhai! Sind durch das Schlimmste und lächelnd

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