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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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torkelte fluchend durch die Küche, um das Missgeschick aufzuwischen.<br />

»Wenn es mich ankotzt, so zu sein, dann reduzier’ ich die Dosis, ohne<br />

ihr etwas zu sagen«, bekannte er. »Und dann fängt die ganze Scheiße an.<br />

Ich schwör’s dir, Spoono, ich finde die Vorstellung unerträglich, dass es<br />

nie aufhören wird, dass mir nur die Wahl bleibt zwischen Medikamenten<br />

oder Macken. Ich halte es verflucht noch mal nicht aus. Ich schwör’s dir,<br />

yaar, wenn ich dächte, das war’s wohl, dann, bah, ich weiß nicht, ich<br />

würd’, ich weiß nicht, was.«<br />

»Halt die Klappe«, sagte Allie leise. Doch er brüllte los:<br />

»Spoono, ich hab’ sie sogar geschlagen, weißt du das?<br />

Scheiße noch mal. Einmal glaubte ich, sie sei so ein Rakshasa-Dämon,<br />

und ich hab’ sie mir einfach vorgenommen. Weißt du, wie stark das ist,<br />

wie viel Kraft der Wahnsinn hat?«<br />

»Zum Glück bin ich immer in die - hicks, iiek - diese<br />

Selbstverteidigungskurse gegangen«, grinste Allie. »Er übertreibt, um<br />

das Gesicht zu wahren. Wer dann nämlich auf dem Fußboden lag und<br />

sich den Kopf anschlug, das war er.« - »Genau hier«, stimmte Gibril<br />

verlegen zu. Der Küchenboden bestand aus großen Steinplatten.<br />

»Schmerzhaft«, erlaubte Chamcha sich zu bemerken. »Verdammt wahr«,<br />

röhrte Gibril, der jetzt merkwürdig fröhlich war. »Hat mich bilkul<br />

ausgeknockt.«<br />

Das Innere der Freikirche war in einen großen, über zwei Stockwerke<br />

gehenden (im Hausmaklerjargon »doppelvolumigen«) Wohnraum - der<br />

ehemalige Gemeinderaum - und eine eher konventionelle Hälfte mit<br />

Küche und Nutzräumen unten sowie Schlafzimmern und Bad oben<br />

aufgeteilt. Chamcha konnte aus irgendeinem Grund keinen Schlaf finden<br />

und stieg um Mitternacht in den großen (und kühlen: die Hitzewelle<br />

mochte zwar im Süden Englands anhalten, hier oben aber war kein<br />

Kräuseln davon zu spüren; das Klima war herbstlich-frisch) Wohnraum<br />

hinunter und wanderte zwischen den Geisterstimmen verbannter<br />

Prediger umher, während Gibril und Allie sich lautstark liebten. Wie<br />

Pamela. Er versuchte, an Mishal, an Zeeny Vakil zu denken, aber es<br />

funktionierte nicht. Er kämpfte gegen die Geräuscheffekte von Farishtas<br />

und Alleluja Cones Kopulation an, indem er sich die Finger in die Ohren<br />

stopfte.<br />

Ihre Verbindung war von Anfang an höchst risikoreich gewesen,

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