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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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<strong>Die</strong> Temperatur stieg weiter; und als die Hitzewelle ihren Höhepunkt<br />

erreichte und ihn so lange beibehielt, bis die ganze Stadt, Gebäude,<br />

Wasserwege, Einwohner dem Siedepunkt gefährlich nahe waren,<br />

kündigten Mr. Billy Battuta und seine ständige Begleiterin Mimi<br />

Mamoulian, die unlängst, nachdem sie einige Zeit als Gäste der New<br />

Yorker Strafvollzugsbehörden verbracht hatten, in die Metropole<br />

zurückgekehrt waren, ihre »große Freiheitsparty« an. Billys<br />

Geschäftsverbindungen in New York hatten zugesehen, dass ein<br />

gewogener Richter der Verhandlung vorsaß; sein ureigenster Charme<br />

hatte jedes einzelne der reichen weiblichen »Opfer«, denen er so<br />

großzügige Beträge zum Zwecke des Rückkaufs seiner Seele vom Teufel<br />

(einschließlich Mrs. Struwwelpeter) entlockt hatte, bewogen, ein<br />

»Gnadengesuch« zu unterschreiben, in welchem die Matronen ihre<br />

Überzeugung zum Ausdruck brachten, dass Mr. Battuta seinen Fehler<br />

aufrichtig bereue, und angesichts seines Schwurs, sich von nun an auf<br />

seine erstaunlich glänzende Unternehmerkarriere zu konzentrieren (deren<br />

soziale Nützlichkeit hinsichtlich der Schaffung von Reichtum und<br />

unzähligen Arbeitsplätzen ebenfalls, wie sie dafürhielten, seitens des<br />

Gerichts als mildernder Umstand Berücksichtigung finden sollte) und<br />

sich einer gründlichen psychiatrischen Behandlung zu unterziehen, die<br />

ihm bei der Überwindung seiner Schwäche für kriminelle Eskapaden<br />

helfen sollte, darum baten, dass das hohe Gericht auf eine mildere Strafe<br />

als eine Gefängnisstrafe erkennen möge, »wobei dem Zweck der<br />

Abschreckung, der einer derartigen Inhaftierung unterliegt, hier besser«,<br />

so die Ansicht der Damen, »mit einem Urteil von christlicherer Art<br />

gedient sei«. Mimi, der vom Gericht lediglich der Status von Billys<br />

liebesblindem Werkzeug zuerkannt wurde, bekam eine Strafe zur<br />

Bewährung; auf Billy warteten die Abschiebung und eine deftige<br />

Geldstrafe, aber der Vollzug des Urteils fiel letzten Endes beträchtlich<br />

milder aus, dank der Tatsache, dass der Richter der Bitte von Billys<br />

Anwalt entsprach, sein Mandant möge das Land freiwillig verlassen<br />

dürfen, ohne den Stempel der Abschiebungsverfügung in seinem Pass,<br />

ein Stigma, das seinen zahlreichen Geschäftsinteressen großen Schaden

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