10.12.2012 Aufrufe

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ich zu meinem Karatekurs muss«, hatte Jumpy Joshi zu Saladin gesagt,<br />

»werde ich die Versammlung einschieben.« Wo seine Starschülerin<br />

wartete: hochgewachsen, Regenbogenhaare und, wie Jumpy hinzufügte,<br />

gerade achtzehn geworden. Ohne zu wissen, dass auch Jumpy an<br />

denselben verbotenen Sehnsüchten litt, fuhr Saladin quer durch die Stadt,<br />

um Mishal Sufyan näher zu sein.<br />

Er hatte eine kleine Versammlung erwartet, hatte sich ein Hinterzimmer<br />

irgendwo vorgestellt, voller verdächtiger Typen, die wie Klons von<br />

Malcolm X aussahen und redeten (Chamcha erinnerte sich, wie er einmal<br />

über einen Scherz eines Fernsehkomikers hatte lachen müssen - »Und<br />

dann ist da noch der mit dem Schwarzen, der seinen Namen in Mr. X<br />

änderte und die News of the World wegen Verleumdung verklagte« -<br />

und damit einen der schlimmsten Krache seiner Ehe heraufbeschwor,)<br />

dazwischen vielleicht noch ein paar wütend dreinschauende Frauen; er<br />

hatte sich viel Fäusteballen und Rechtschaffenheit ausgemalt. Was er<br />

dann vorfand, war ein großer Saal, das Brickhall Friends Meeting House,<br />

in den sich alle erdenklichen Arten von Menschen drängten - alte, dicke<br />

Frauen und Schüler in Uniform, Rastas und Restaurantarbeiter, die<br />

Belegschaft des kleinen chinesischen Supermarkts in der Plassey Street,<br />

nüchtern gekleidete Herren ebenso wie wilde Jungs, Weiße wie<br />

Schwarze; die Stimmung der Menge war weit entfernt von der Sorte<br />

evangelischer Hysterie, die er sich vorgestellt hatte; man war ruhig,<br />

besorgt und wollte wissen, was man tun konnte. Neben ihm stand eine<br />

junge schwarze Frau, die seine Kleidung mit einem amüsierten Blick<br />

bedachte; er starrte zurück, und sie lachte: »Okay, tut mir leid, nichts für<br />

ungut.« Sie trug einen bikonvexen Button, einer von der Art, die bei<br />

jeder Bewegung die Aufschrift wechselte. Aus einem Blickwinkel las<br />

man: Uhurn für den Simba, aus einem anderen Freiheit für den Löwen.<br />

»Das ist wegen der Bedeutung seines angenommenen Namens«, erklärte<br />

sie überflüssigerweise.<br />

»Auf afrikanisch.« Welche Sprache? wollte Saladin wissen. Sie zuckte<br />

die Schultern und wandte sich ab, um den Rednern zuzuhören. Es war<br />

afrikanisch - nach ihrer Aussprache zu urteilen, war sie in Lewisham<br />

oder Deptford oder New Cross geboren -, mehr brauchte sie nicht zu<br />

wissen… Pamela zischte ihm ins Ohr. »Wie ich sehe, hast du endlich<br />

jemanden gefunden, dem du dich überlegen fühlen kannst.« Sie konnte

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!