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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Ziemlich dringend, würde ich sagen; er hat die Klappe in letzter Zeit zu<br />

weit aufgerissen.« Chamcha mahnte zur Vorsicht. Eingedenk Mishal<br />

Sufyans Abscheu gegen Simba sagte er: »Der Bursche ist doch -oder? -<br />

wegen Tätlichkeiten gegen Frauen vorbestraft…« Jumpy wendete die<br />

Handflächen nach außen. »Im Privatleben«, räumte er ein, »ist der Typ<br />

ein Stück Scheiße, ehrlich. Aber das heißt noch nicht, dass er älteren<br />

Mitbürgerinnen den Bauch aufschlitzt; man muss kein Engel sein, um<br />

unschuldig zu sein. Es sei denn, natürlich, man ist schwarz.« Chamcha<br />

überging dies. »Der springende Punkt ist, dass das keine Privatsache ist,<br />

sondern eine öffentliche«, unterstrich Jumpy und setzte hinzu, während<br />

er aufstand: Ȁhm, morgen findet dazu eine Veranstaltung statt.<br />

Pamela und ich müssen da hin; bitte, ich meine, wenn du willst, das<br />

heißt, wenn du Interesse hast, dann komm doch mit, wenn du magst.«<br />

»Du hast ihn gefragt, ob er mit will?« Pamela konnte es nicht lassen. Seit<br />

einiger Zeit war ihr ständig übel, was auch nicht gerade ihre Stimmung<br />

hob. »Und das hast du getan, ohne mich zu fragen?« Jumpy wirkte<br />

geknickt. »Na ja, ist eh egal«, entließ sie ihn aus der Klemme. »Als<br />

würde der zu so etwas gehen.«<br />

Am Morgen allerdings präsentierte Saladin sich im Flur in einem<br />

schicken braunen Anzug, einem Kamelhaarmantel mit Seidenkragen und<br />

einem recht schmucken braunen Homburg.<br />

»Wohin soll’s denn gehen?« wollte Pamela in Turban, Lederjacke aus<br />

Armeebeständen und Trainingshose, die ihre dicker werdende Taille<br />

betonte, wissen. »Ascot, was?« »Ich glaube, ich wurde zu einer<br />

Versammlung eingeladen«, antwortete Saladin höchst friedfertig, worauf<br />

Pamela ausklinkte.<br />

»Dann sei bloß vorsichtig«, warnte sie ihn. »So wie du aussiehst, kann’s<br />

gut sein, dass sie dich aus deinem Mantel ziehen.«<br />

Was holte ihn zurück in die Anderwelt, in jene Substadt, deren Existenz<br />

er so lange geleugnet hatte? Was, oder besser: wer zwang ihn durch die<br />

simple Tatsache seiner (ihrer) Existenz, aus jener Kokonhöhle, in der -<br />

das jedenfalls glaubte er - sein früheres Ich wiederhergestellt wurde,<br />

aufzutauchen und sich einmal mehr in die gefährlichen (weil<br />

unerforschten) Gewässer der Welt und seiner selbst zu stürzen? »Bevor

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