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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Im Namen des Respekts brachte Jumpy Chamcha tassenweise Tee,<br />

Zeitungen und die Post; kam er in das große Haus, unterließ er es nie,<br />

oben einen Besuch von wenigstens zwanzig Minuten abzustatten, der<br />

Mindestzeit, die mit seinem Höflichkeitssinn in Einklang zu bringen war,<br />

während sich Pamela drei Stock tiefer die Beine in den Bauch stand und<br />

Bourbons kippte. Er brachte Saladin kleine Geschenke: versöhnliche<br />

Darreichungen von Büchern, alten Theaterprogrammen, Masken. Als<br />

Pamela versuchte, energisch durchzugreifen, widersprach er mit einer<br />

unschuldigen, gleichzeitig aber störrischen Leidenschaft: »Wir können<br />

nicht so tun, als sei der Mann unsichtbar. Er ist nun mal da, oder? Also<br />

müssen wir ihn an unserem Leben teilhaben lassen.« Pamela erwiderte<br />

säuerlich: »Warum bittest du ihn nicht, herunterzukommen und sich zu<br />

uns ins Bett zu legen?« Worauf Jumpy ernsthaft antwortete: »Ich glaube<br />

nicht, dass dir das recht wäre.« Trotz seiner Unfähigkeit, sich zu<br />

entspannen und Chamchas Anwesenheit hinzunehmen, war Jumpy Joshi<br />

erleichtert, dass er auf diese ungewöhnliche Weise den Segen seines<br />

Vorgängers erhielt. Jetzt, da er in der Lage war, die Imperative Liebe<br />

und Freundschaft zu versöhnen, besserte sich seine Laune beträchtlich,<br />

und die Vorstellung, Vater zu werden, beschäftigte ihn mehr und mehr:<br />

Eines Nachts hatte er einen Traum, der ihm am Morgen die Tränen der<br />

Vorfreude in die Augen trieb: es war ein schlichter Traum, in dem er auf<br />

einer von Bäumen überwölbten Allee dahinrannte und dabei einem<br />

kleinen Jungen beim Fahrradfahren half. »Freust du dich mit mir?« rief<br />

der Junge in seinem Hochgefühl. »Schau, freust du dich nicht?«<br />

Pamela und Jumpy hatten sich beide bei Aktionen gegen die Verhaftung<br />

Dr. Uhuru Simbas im Zusammenhang mit den sogenannten Omamorden<br />

beteiligt. Auch dieses musste Jumpy mit Saladin diskutieren. »<strong>Die</strong> ganze<br />

Angelegenheit ist von A bis Z konstruiert und gründet sich lediglich auf<br />

Indizien und Unterstellungen. Hanif behauptet, er könne durch die<br />

Löcher in der Anklage mit einem Lastzug fahren. Das Ganze ist, klarer<br />

Fall, eine bösartige Falle; die Frage ist nur, wie weit sie gehen.<br />

Bestimmt legen sie ihm falsche Aussagen in den Mund.<br />

Vielleicht gibt es sogar Zeugen, die sagen, sie hätten ihn beim Schlitzen<br />

beobachtet. Hängt alles davon ab, wie dringend sie ihn einsacken wollen.

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