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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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entgegengelaufen kam, schwarz bis auf die lange scharlachrote Zunge,<br />

nackt von Kopf bis Fuß, das schwarze Haar bis zu den Knöcheln. Sie<br />

blieb vor ihm stehen und rief mit einer schrecklichen Stimme von<br />

Schwefel und Höllenfeuer:<br />

»Hast du von Lat und Manat gehört und Uzza, der Dritten, der Anderen?<br />

Sie sind die erhabenen Vögel…« Doch Khalid unterbrach sie mit den<br />

Worten: »Uzza, das sind die <strong>Verse</strong> des Teufels, und du bist des Teufels<br />

Tochter, ein Wesen, das man nicht anbeten, sondern leugnen soll.«<br />

Daraufhin zog er sein Schwert und erschlug sie.<br />

Und er kehrte zurück in Mahounds Zelt und berichtete, was er gesehen<br />

hatte. Und der Prophet sagte: »Jetzt können wir Jahilia betreten«, und sie<br />

standen auf und zogen in die Stadt und nahmen sie in Besitz im Namen<br />

des Allerhöchsten, des Menschenvernichters.<br />

Wie viele Götzenbilder im Haus des Schwarzen Steins?<br />

Erinnern Sie sich: dreihundertsechzig. Sonnengott, Adler, Regenbogen.<br />

Der kolossale Hubal. Dreihundertsechzig warten auf Mahound, wissen,<br />

dass sie nicht geschont werden. Und sie werden nicht geschont, doch<br />

halten wir uns nicht damit auf.<br />

Statuen fallen, Steine brechen. Es wird getan, was getan werden muss.<br />

Nach der Säuberung des Tempels schlägt Mahound sein Zelt auf dem<br />

alten Jahrmarktsplatz auf. <strong>Die</strong> Menge schart sich um das Zelt, nimmt den<br />

siegreichen Glauben an. Jahilias UNTERWERFUNG: auch dies eine<br />

unvermeidliche Sache, bei der wir uns nicht aufzuhalten brauchen.<br />

Während die Jahilier sich vor ihm verbeugen, ihre lebensrettenden Sätze<br />

murmeln, Es gibt keinen Gott außer AlLah, wendet sich Mahound<br />

flüsternd an Khalid. Einer ist nicht erschienen, sich vor ihm<br />

niederzuwerfen, ein seit langem Erwarteter. »<strong>Salman</strong>«, erkundigt sich<br />

der Prophet, »hat man ihn gefunden?«<br />

»Noch nicht. Er hält sich versteckt, aber es wird nicht mehr lange<br />

dauern.«<br />

Er wird abgelenkt. Eine verschleierte Frau kniet vor ihm nieder, küsst<br />

seine Füße. »Lasse das!« befiehlt er. »Nur Gott darf verehrt werden.«<br />

Und was für eine Fussküsserei das ist! Zeh für Zeh, Gelenk für Gelenk,<br />

die Frau leckt, küsst, lutscht. Mahound, genervt, wiederholt: »Hör auf!

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