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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Verzweifelt gehen die Leute von Jahilia nach Hause und verschließen die<br />

Türen.<br />

Sie schreit, fleht, rauft sich das Haar. »Kommt zum Haus des Schwarzen<br />

Steins! Kommt und bringt Lat ein Opfer!« Doch sie sind fort. Hind und<br />

der Grande stehen allein auf dem Balkon, eine große Stille breitet sich<br />

über Jahilia, eine große Lautlosigkeit setzt ein. Hind lehnt sich an die<br />

Mauer ihres Palastes und schließt die Augen.<br />

Das ist das Ende. Der Grande murmelt leise: »Nicht viele von uns haben<br />

so viel Grund wie du, sich vor Mahound zu fürchten.<br />

Wenn du die Innereien des Lieblingsonkels eines Mannes verspeist, roh,<br />

ohne Salz und Knoblauch, dann darfst du dich nicht wundern, wenn er<br />

seinerseits dich wie ein Stück Fleisch behandelt.« Dann lässt er sie<br />

stehen und geht hinunter auf die Straße, von der selbst die Hunde<br />

verschwunden sind, um die Stadttore zu öffnen.<br />

Gibril träumte von einem Tempel:<br />

Neben den geöffneten Toren von Jahilia stand der Tempel Uzzas. Und<br />

Mahound sprach zu Khalid, der früher Wasserträger gewesen war und<br />

jetzt bedeutendere Lasten trug:<br />

»Gehe hin und säubere diesen Ort.« Also begab sich Khalid mit einer<br />

stattlichen Zahl Männern zum Tempel, denn Mahound ekelte sich, die<br />

Stadt zu betreten, solange derartige Abscheulichkeiten neben ihren Toren<br />

standen.<br />

Als der Tempelwächter, der zum Stamme der Schark gehörte, Khalid mit<br />

einer großen Schar von Kriegern näherkommen sah, nahm er sein<br />

Schwert und trat vor die Statue der Göttin. Nachdem er seine letzten<br />

Gebete gesprochen hatte, hing er ihr sein Schwert um den Hals und<br />

sagte: »Wenn du wirklich eine Göttin bist, Uzza, dann verteidige dich<br />

und deinen <strong>Die</strong>ner vor Mahound.« Da betrat Khalid den Tempel, und als<br />

die Göttin sich nicht rührte, sagte der Wächter:<br />

»Wahrlich, nun weiß ich, dass der Gott Mahounds der wahre Gott ist und<br />

dieser Stein nur ein Stein.« Alsbald riss Khalid den Tempel nieder und<br />

das Götzenbild und kehrte zurück zum Zelt Mahounds. Und der Prophet<br />

fragte: »Sprich, was hast du gesehen?« Khalid breitete die Arme aus.<br />

»Nichts«, erwiderte er. »Dann hast du sie nicht vernichtet«, rief der<br />

Prophet. »Geh hin und vollende dein Werk.« Also kehrte Khalid zum<br />

niedergerissenen Tempel zurück, von wo ihm eine gewaltige Frau

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