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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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eineindeutig festgelegt. Es sei denn, Sie stecken ihn in ein Papa.« Er gab<br />

auf, schweißüberströmt.<br />

»In ein was?«<br />

»Pagal Khana. Irrenhaus. Das wäre noch eine Mo-Möglichkeit.«<br />

Allie griff zu einem schweren, metallenen Tintenfass in Form des Mount<br />

Everest und schickte sich an, es zu werfen. »Sie sind wirklich eine miese<br />

Ratte«, begann sie, aber Gibril stand in der Tür, noch immer reichlich<br />

blass, mager und hohläugig.<br />

»Alleluja«, sagte er. »Ich überlege, ob ich nicht mitmachen soll.<br />

Vielleicht brauche ich die Arbeit wieder.«<br />

»Gibril Sahib! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue!<br />

Ein Star ist wiederauferstanden.« Billy Battuta war eine Überraschung:<br />

nicht mehr der Klatschspalten-Gauner mit Brillantine im Haar und jeder<br />

Menge Ringe an den Fingern, sondern dezent gekleidet, blauer Blazer<br />

mit Messingknöpfen, Bluejeans, und statt des selbstbewussten,<br />

überheblichen Auftretens, das Allie erwartet hatte, übte er sympathische,<br />

geradezu respektvolle Zurückhaltung. Er hatte sich einen gepflegten<br />

Ziegenbart stehen lassen, der ihm eine auffallende Ähnlichkeit mit dem<br />

Christus des Turiner Leichentuchs verlieh.<br />

Nachdem er die drei (Sisodia hatte sie in seiner Limousine abgeholt, und<br />

der elegant gekleidete Chauffeur, Nigel aus St. Lucia, erzählte Gibril<br />

unterwegs, wie viele Fußgänger außer ihm er durch seine blitzschnellen<br />

Reflexe vor schweren Verletzungen oder dem Tod bewahrt habe, wobei<br />

er diese Reminiszenzen immer wieder mit Telefonanten unterbrach, in<br />

denen über mysteriöse Geschäfte und sagenhafte Geldbeträge verhandelt<br />

wurde) willkommen geheißen und Allie herzlich die Hand geschüttelt<br />

hatte, war er über Gibril hergefallen und hatte ihn mit unverstellter,<br />

ansteckender Begeisterung umarmt. Seine Begleiterin Mimi Mamoulian<br />

war viel direkter: »Es ist schon alles arrangiert«, verkündete sie, »Obst,<br />

Stars, Paparazzi, Talkshows, Gerüchte, angedeutete Skandälchen, alles<br />

was eine internationale Berühmtheit braucht. Blumen, Leibwächter,<br />

Verträge über zig Millionen Pfund. Macht’s euch bequem!«<br />

So lief es immer, dachte Allie. Ihr anfänglicher Widerstand gegen den<br />

ganzen Plan war gescheitert an Gibrils eigenem Interesse, das wiederum

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