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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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war wütend.<br />

»Sie haben in dieses Hornissennest hineingestochen«, sagte sie. »Ich<br />

hätte es wissen müssen. Es war viel zu schön, um wahr zu sein.«<br />

Sisodia fuhr auf: »Sch… Sch… Sch…«<br />

»Achtung, nicht vor der Dame!« warnte Gibril, noch immer ein wenig<br />

medikamenten-benebelt, aber Sisodia fuchtelte mit den Armen herum,<br />

was hieß, dass er Wörter durch seine übererregten Zähne zu pressen<br />

versuchte. Schließlich:<br />

»Schadensbegrenzung. War meine Absicht. Kein Verrat, dada-das darfst<br />

du nicht glauben.«<br />

Sisodia zufolge wollte eigentlich niemand in Bombay Gibril verklagen,<br />

die Gans vor Gericht schlachten, das goldene Eier legte. Alle<br />

Betroffenen seien sich einig, dass die alten Projekte nicht von neuem<br />

aufgerollt werden könnten: Schauspieler, Regisseure, die wichtigsten<br />

Teammitglieder, sogar die Studios hatten anderweitig disponiert. Alle<br />

Betroffenen waren sich zudem einig, dass Gibrils Rückkehr aus dem<br />

Reich der Toten eine Sache von viel größerer wirtschaftlicher Bedeutung<br />

war als irgendein begrabener Film; die Frage war, wie sich Gibrils<br />

Auferstehung am besten nutzen ließ, zum Vorteil aller. Sein Auftauchen<br />

in London deutete auch auf die Möglichkeit einer internationalen<br />

Koproduktion hin, möglicherweise amerikanisches Geld, nicht-indische<br />

Drehorte, Beteiligung ausländischer Stars und so weiter; kurz: es sei<br />

Zeit, dass Gibril seinen Ruhestand aufgebe und wieder vor die Kameras<br />

trete.<br />

»Du hast keine andere Wawahl«, erklärte Sisodia, und Gibril saß<br />

aufrecht im Bett und bemühte sich um einen klaren Kopf.<br />

»Wenn du dich weigerst, werden sie en bloc gegen dich vorgehen, und<br />

dein ganzes Ververmögen würde nicht reirei-reichen. Bankrott,<br />

Gehgeh-Gefängnis, funtoosh.«<br />

Sisodia saß auf Kohlen: alle Beteiligten waren damit einverstanden<br />

gewesen, ihm in dieser Angelegenheit Vollmacht zu erteilen, und er hatte<br />

ein ziemliches Paket zusammengeschnürt. Der von England aus<br />

operierende Unternehmer Billy Battuta brannte darauf, nicht nur<br />

Sterling, sondern auch »blockierte Rupien« zu investieren, jene von<br />

diversen britischen Filmverleihern auf dem indischen Subkontinent<br />

erzielten nicht-transferierbaren Gewinne, die er außerordentlich günstig

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