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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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nicht an, kreuzte bei ihr auf, wenn es infolge der Anwesenheit von<br />

Dinnergästen aus der Welt des Kugellagers äußerst ungelegen war, und<br />

wie alle anderen verzieh sie ihm.<br />

Aber ihre Vergebung war nicht die stumme, duckmäuserische Nachsicht,<br />

die die anderen mit ihm übten. Rekha führte sich auf wie eine<br />

Wahnsinnige, machte ihm die Hölle heiß, sie brüllte ihn an und<br />

verfluchte ihn als nichtsnutzigen Lafanga und Haramzada und Salah, und<br />

- in extremis - zieh sie ihn sogar der unmöglichen Tat, seine eigene<br />

Schwester zu vögeln, die er gar nicht hatte. Sie schonte ihn nicht,<br />

beschuldigte ihn, ein oberflächliches Geschöpf zu sein, wie eine<br />

Filmleinwand, und dann verzieh sie ihm doch und erlaubte ihm, ihre<br />

Bluse aufzuknöpfen. Gibril konnte der theatralischen Vergebung Rekha<br />

Merchants nicht widerstehen, die ihn umso mehr rührte, als ihre eigene<br />

Position nicht makellos war, das heißt, wegen ihrer Untreue gegenüber<br />

dem Kugellagerkönig; Gibril überging dies taktvoll und nahm die<br />

verbalen Prügel wie ein Mann auf sich. Während die Begnadigungen der<br />

anderen Frauen ihn kaltließen und er sie in dem Augenblick vergaß, da<br />

sie geäußert wurden, kam er immer wieder zu Rekha zurück, damit sie<br />

ihn beschimpfte und dann tröstete, wie nur sie es verstand.<br />

Dann wäre er fast gestorben.<br />

Er filmte in Kanya Kumari, stand auf der äußersten Spitze Asiens und<br />

drehte eine Kampfszene auf Kap Komorin, an der Stelle, wo wahrhaftig<br />

drei Ozeane ineinanderzutosen scheinen.<br />

Gerade als drei Wellenberge aus dem Westen Osten Süden anrollten und<br />

zu einem gewaltigen Applaus von Wasserhänden zusammenbrandeten,<br />

erhielt Gibril einen Faustschlag auf die Kinnlade, perfekt getimt, kippte<br />

auf der Stelle um und fiel nach hinten in tri-ozeanische Gischt. Er stand<br />

nicht wieder auf.<br />

Zunächst beschuldigte jeder den hünenhaften englischen Stuntman<br />

Eustace Brown, der ihm den Hieb versetzt hatte.<br />

<strong>Die</strong>ser protestierte heftig. War er nicht derjenige, der in vielen<br />

theologischen Filmen den Gegenspieler von Premierminister N.T. Rama<br />

Rao gemimt hatte? Hatte er nicht die Kunst perfektioniert, den alten<br />

Mann im Zweikampf gut aussehen zu lassen, ohne ihm weh zu tun?<br />

Hatte er sich je darüber beklagt, dass NTR seine Schläge nie nur<br />

vortäuschte, so dass er, Eustace, am Ende unweigerlich am ganzen

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