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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Auch Verbitterung und Hass, all diese unfeinen Dinge. Er würde in sein<br />

neues Ich hineinschlüpfen, er würde sein, was er geworden war: laut,<br />

stinkend, ekelhaft, überdimensional, grotesk, unmenschlich, mächtig.<br />

Ihm war, als könne er mit ausgestrecktem kleinen Finger Kirchtürme<br />

umstürzen, mit der Kraft, die in ihm wuchs, dem Zorn. Kräfte.<br />

Er suchte jemanden, dem er die Schuld geben konnte. Auch er träumte,<br />

und in seinen Träumen schwamm eine Gestalt, ein Gesicht auf ihn zu,<br />

gespensterhaft noch, undeutlich, aber eines Tages, bald, würde er sie bei<br />

ihrem Namen rufen können.<br />

Ich bin, akzeptierte er, was ich bin.<br />

UNTERWERFUNG.<br />

Seine Kokonexistenz im Shaandaar Bed and Breakfast platzte an jenem<br />

Abend, als Hanif Johnson hereinkam und schrie, Uhuru Simba sei als<br />

Omamörder festgenommen worden, und man wolle ihm auch die Sache<br />

mit der Schwarzen Magie anhängen, er sei der Voodoopriester<br />

Baron-Samedi Sündenbock, und zu den Vergeltungsschlägen - Überfälle,<br />

Sachbeschädigung, das Übliche - werde bereits ausgeholt.<br />

»Schließt eure Türen ab«, sagte Hanif zu Sufyan und Hind.<br />

»Heute Nacht geht’s rund.«<br />

Hanif stand mitten im Café und verließ sich voll auf die Wirkung seiner<br />

Nachricht, als Hind auf ihn zukam und ihm mit aller Kraft ins Gesicht<br />

schlug; der Hieb erwischte ihn so unvorbereitet, dass er, mehr aus<br />

Überraschung als vor Schmerz, tatsächlich ohnmächtig wurde. Er wurde<br />

von Jumpy ins Leben zurückgerufen, der ihm ein Glas Wasser ins<br />

Gesicht schüttete, wie er es aus Filmen gelernt hatte, aber inzwischen<br />

war Hind schon dabei, seine Büroeinrichtung aus dem Fenster auf die<br />

Straße zu werfen, Farbbänder und rote Kordeln, wie er sie zum<br />

Verschnüren von Dokumenten verwandte, flatterten festlich in der Luft.<br />

Anahita Sufyan, außerstande, den teuflischen Stichen ihrer Eifersucht<br />

länger zu widerstehen, hatte Hind von Mishals Verhältnis mit dem<br />

vielversprechenden Anwalt-Politiker erzählt, woraufhin es für Hind kein<br />

Halten mehr gegeben hatte, all die Jahre der Demütigung waren aus ihr<br />

herausgebrochen, nicht genug, dass sie in diesem Land mit lauter Juden<br />

und Fremden festsaß, die sie mit den Negern über einen Kamm scherten,<br />

nicht genug, dass ihr Mann ein Schwächling war, der sich als Hadschi<br />

aufführte, aber im eigenen Haus nicht für gottesfürchtiges Verhalten

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